Am vergangenen Donnerstag, den 6. Juni, stellte Dr. Antje Carstensen für die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ein Thema vor (
Präsentation zum Download), bei dem es auf Seiten der Kritiker seit Jahren die generelle Frage gibt, ob sich eine technische Lösung finden lässt: Das Abdichtbauwerk im Anhydrit.
Funktion von Abdichtungsbauwerken im Stilllegungskonzept
In einer Einführung in das Thema erläuterte Infostellenleiter Michael Lohse (
Präsentation zum Download) zunächst, den Zweck die Abdichtbauwerke im Gesamtkonzept der Stilllegung. Durch sie soll die Trennung der Abfälle von der Umwelt (Isolation) verbessert werden. Der Zustand der geologischen Barriere, das Salzgestein und des darüber befindlichen Hutgesteins, welches das Endlager vom Deckgebirge trennt, sollen durch eine optimierte Verfüllung (Stützversatz und Abdichtungen) des Grubengebäudes erhalten bleiben. Durch die Abdichtbauwerke und sonstige Verfüllmaßnahmen soll verhindert werden, dass Wasser das Salzgestein schädigt oder als Transportmedium zu den radioaktiven Stoffen vordringt. Die Bauwerke sollen auch die Ausbreitung radioaktiver Stoffe behindern.
Abdichtungsbauwerk im Anhydrit ist nicht zu umgehen
Dr. Antje Carstensen ging auf das geplante Abdichtbauwerk im Anhydrit ein. Es soll den
Einlagerungsbereich Ostfeld vom Rest der Grube trennen. Dieser Einlagerungsbereich ist nur auf der 2. und 4. Ebene (Sohle) durch eine lange Strecke mit dem Rest der Grube verbunden. Die Strecke auf der 4. Ebene verläuft größtenteils durch Anhydrit. Die umliegenden bergbaulichen Voraussetzungen machen es nicht möglich, den Anhydrit zu umgehen und eine deutlich einfacher zu realisierende
Abdichtung im Steinsalz zu errichten.
Anhydrit und Korrosion
Während Steinsalz auf ein Abdichtbauwerk aufkriecht und es langfristig zusätzlich abdichtet, besitzt Anhydrit diese Eigenschaft nicht. Vielmehr muss sich ein Abdichtbauwerk von selbst in die Strecke, die es abdichten soll, „einspannen“ - und das dauerhaft. Aus der
Langzeitsicherheitsanalyse wurde abgeleitet, dass das Bauwerk mindestens 20.000 Jahre halten soll. Um das zu erreichen, muss es nicht nur formstabil, sondern auch korrosionsbeständig sein: Flüssigkeiten (Lösungen), die möglicherweise irgendwann an einer Stirnseite des Bauwerks anstehen, dürfen nicht zu Schädigungen am Baustoff durch chemische Prozesse führen.
Rezeptur und Verarbeitung
Bereits in der Vergangenheit hat die BGE Erfahrungen mit Versuchen zum Bau eines solchen Bauwerkes gemacht. Inzwischen weiß man, dass es auf die Rezeptur des magnesiabinderbasierten Betons ankommt und auf seine Verarbeitung als Spritzbeton oder Massenbeton. Je nach Rezept des Betons unterscheiden sich die Eigenschaften in Bezug auf Dichtheit und Festigkeit deutlich. Spritzbeton ist im Gegensatz zu Massenbeton noch nicht im Routinebetrieb eingesetzt, könnte aber aufgrund seiner Eigenschaften eine mögliche Lösung darstellen. Wegen seiner Zusammensetzung kann sich dieser bei Kontakt mit einer nicht korrosiven Lösung (Gleichgewichtslösung) durch Umwandlungsprozesse im Baustoff verstärkt "selbstabdichten".
Mehrere Lösungsansätze führen zum Ziel
Zu diesem Zeitpunkt gibt es bei der BGE mehrere Lösungsansätze, die verfolgt werden. Zwar sind die Erkenntnisse beim Massenbeton weiter, aber die Möglichkeiten des Spritzbetons werden nicht außer Acht gelassen. Auch eine Kombination mit Bitumen als zusätzliches abdichtendes Element wird geprüft. Insgesamt war Carstensen sehr zuversichtlich, dass es mit dieser Strategie der unterschiedlichen Lösungsansätze bis 2022 einen Nachweis für die Abdichtung im Anhydrit geben wird.