Radioaktive Abfälle im Endlager Morsleben

Während des Einlagerungsbetriebs wurden fast 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle endgelagert. Rund 60 Prozent der derzeit endgelagerten Abfallmenge wurden nach der Wiedervereinigung unter Tage gebracht. Diese Abfälle beinhalten 40 Prozent der eingelagerten Radioaktivität. Der radioaktive Abfall stammt überwiegend aus dem Betrieb von Kernkraftwerken sowie aus der Stilllegung kerntechnischer Anlagen. Typische Abfälle sind eingedampfte und verfestigte radioaktive Flüssigkeiten, Filter, Metallschrott, Papier, Laborabfälle, Bauschutt, Schlämme oder Mischabfälle.

Einlagerungsbereiche und -techniken

Der endgelagerte radioaktive Abfall befindet sich rund 480 Meter unterhalb der Tagesoberfläche im Umfeld der 4. Ebene (Sohle) der Schachtanlage Bartensleben. Die radioaktiven Abfälle wurden größtenteils gestapelt, aber auch verstürzt und verkippt. Flüssige Abfälle wurden vor Ort verfestigt.

Folgende Einlagerungsbereiche gibt es:

  • Nordfeld: Im Nordfeld wurden zwischen 1971 und 1981 schwachradioaktive Abfälle mit einem Gesamtvolumen von 1.701 Kubikmeter mit der Stapeltechnik endgelagert.
  • Westfeld: Mit einem Abfallvolumen von 18.637 Kubikmetern lagern hier die meisten Abfälle. Feste schwachradioaktive Abfälle wurden hier 1974 bis 1991 und 1994 bis 1998 gestapelt. Im Westfeld werden auch heute noch kleinere Mengen betriebseigener radioaktiver Abfälle endgelagert, die bei Arbeiten im Kontrollbereich anfallen.
  • Südfeld: Im Südfeld wurden 1978 bis 1991 und 1994 bis 1998 Abfälle mit einem Gesamtvolumen von 10.119 Kubikmeter endgelagert. Die festen und flüssigen schwach- und mittelradioaktiven Abfälle sowie umschlossene Strahlenquellen wurden überwiegend verstürzt, zwischen 1978 und 1991 wurden aber auch flüssige schwachradioaktive Abfälle vor Ort, also direkt im Endlagerungsbereich, verfestigt.
  • Zentralteil: Im Zentralteil wurden zwischen 1983 und 1990 schwachradioaktive Abfälle mit einem Gesamtvolumen von 157 Kubikmeter eingelagert. Die festen und flüssigen Abfälle sowie umschlossenen Strahlenquellen wurden gestapelt, vor Ort verfestigt oder verkippt.
  • Ostfeld: Das Ostfeld wurde nach der Wiedervereinigung Deutschlands für die Einlagerung zwischen 1997 und 1998 genutzt. 6.140 Kubikmeter feste schwachradioaktive Abfälle wurden hier gestapelt.

Zwischengelagerte Abfälle

Neben dem endgelagerten radioaktiven Abfall gibt es auch eine kleine Menge zwischengelagerter Abfälle. Sie machen weniger als 0,01 Prozent des Gesamtvolumens der Abfälle, aber rund 60 Prozent der eingelagerten Radioaktivität des Endlagers aus. Dabei handelt es sich um umschlossene Strahlenquellen, die im sogenannten Untertage-Messfeld gelagert werden. Zusätzlich werden Radiumpräparate aus der Medizin zwischengelagert. Sie wurden für die Lagerung endlagergerecht verpackt und abschließend in eine verlorene Betonabschirmung gefüllt. Der Behälter aus Beton wird in einem Sohlenbohrloch am Hauptquerschlag (nahe dem Ostfeld) gelagert.

Die Radiumpräparate hatten aufgrund der hohen Halbwertszeit von 1.600 Jahren (Radium-226) Ende 2023 eine unveränderte Radioaktivität von 3,7 • 1011 Becquerel (370 Milliarden zerfallene Atomkerne pro Sekunde). Die Radioaktivität der umschlossenen Strahlenquellen (vor allem Cobalt-60) betrug Ende 2023 noch 5,2 • 1013 Becquerel (52 Billionen zerfallene Atomkerne pro Sekunde) und damit rund ein Zwanzigstel der ursprünglichen Radioaktivität zum Zeitpunkt der Einlagerung.

Der zwischengelagerte radioaktive Abfall erfüllt die in der Dauerbetriebsgenehmigung formulierten Annahmebedingungen für eine Endlagerung nicht. Die Zwischenlagerung ist seitens der zuständigen Genehmigungsbehörden befristet genehmigt. Die Endlagerung dieser Abfälle ist im Rahmen der Stilllegung beantragt. Dabei soll das Risiko, Menschen radioaktiver Strahlung auszusetzen, entsprechend dem Minimierungsgebot des Strahlenschutzes möglichst gering gehalten werden. Ein Transport in ein Zwischenlager oder eine Landessammelstelle für radioaktive Abfälle würde keinen Sicherheitsgewinn bringen.

Radioaktivität der eingelagerten Abfälle

Im Endlager Morsleben wurden Abfälle mit einer Radioaktivität von insgesamt 3,2 • 1015  Becquerel (3,2 Billiarden zerfallene Atomkerne pro Sekunde) eingelagert. Durch den radioaktiven Zerfall betrug die Radioaktivität Ende 2023 noch 7,4 • 1013 Becquerel (74 Billionen zerfallene Atomkerne pro Sekunde). Rund 60 Prozent davon entfallen auf die derzeit zwischengelagerten Abfälle.

Die gesamte Radioaktivität im Endlager Morsleben entspricht derzeit etwa einem 2.000stel des radioaktiven Inhalts eines Castor-Behälters (Typ V/19 – 96er Bauart bei typischer Beladung). Zur Einschätzung des Gefahrenpotenzials des Endlagers ist nicht nur die eingelagerte Radioaktivität der Abfälle wichtig. Von Bedeutung ist auch, welche Stoffe eingelagert sind, und welche Schadenswirkung sie auf Lebewesen haben können. Im Rahmen der Stilllegung des Endlagers muss sichergestellt werden, dass die gesetzlichen Schutzziele auch langfristig eingehalten werden.


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