Aktuelle Arbeiten – Endlager Morsleben

Übersicht über die wesentlichen Arbeiten im Dezember (Kalenderwochen 48 bis 52/2022)

Staatssekretär Christian Kühn zu Besuch im Endlager Morsleben

Am 1. Dezember empfängt die Geschäftsführung der BGE Ihren Aufsichtsratsvorsitzenden und parlamentarischer Staatssekretär Christian Kühn zu seinem ersten offiziellen Besuch im Endlager Morsleben.

Auf einer Befahrung des Kontrollbereichs folgt Herr Kühn in Begleitung einer Delegation des Bundesumweltministeriums und der BGE-Geschäftsführung den Spuren des radioaktiven Abfalls - von der Anlieferung am Werkstor bis zum endgültigen Bestimmungsort in die Einlagerungsbereiche auf der 4. Sohle von Schacht Bartensleben. Während der Befahrung erläutert Werksleiter Frank-Holger Koch wie der Prozess der Einlagerung in Morsleben ablief. Durch die Gespräche mit der Geschäftsführung, Projekt- und Werksleitung sowie den begleitenden Mitarbeitenden macht sich Staatsekretär Kühn ein Bild zur Ausgangslage des Projekts Morsleben, nach dessen Abschluss Morsleben das erste nach Atomrecht stillgelegte Endlager Deutschlands sein wird. 

Bereichsleiter Matthias Ranft (links) erläutert dem Parlamentarischen Staatssekretär Christian Kühn die rissheilenden Eigenschaften des Wirtsgesteins Steinsalz. 

In Bezug auf die Stilllegung erklären der technische Geschäftsführer Dr. Thomas Lautsch und Bereichsleiter Matthias Ranft die einzelnen Stilllegungsmaßnahmen und welchen Weg das Projekt bis zur Umsetzung noch beschreiten muss. Den Abschluss des Besuchs bildet ein Besuch der Infostelle, bei dem sich Staatssekretär Kühn vor allem von der historischen Ausstellung mit den Exponaten zu der Vergangenheit des Endlagers beeindruckt zeigt. 

Wesentliche Arbeiten

Sichere Stilllegung des Endlagers

Die BGE muss die Funktionalität von Stilllegungsmaßnahmen aufzeigen. Für die vertieften Planungen müssen Untersuchungen durchgeführt werden.

  • Bergleute durchspülen Rohrleitungen zum Spülwasserhaltungsbecken, um sie auf Dichtheit zu prüfen. Anschließend werden die Wässer aus dem Becken wieder abgepumpt. Das Spülwasserhaltungsbecken befindet sich auf der 2. Ebene (Sohle) von Schacht Bartensleben. Es wurde zwischen 2003-2011 benötigt, um während der Bauphase zur bergbaulichen Gefahrenabwehr im Zentralteil (bGZ) regelmäßig Rohre zu spülen, durch die Baustoff gepumpt wurde. In Vorbereitung für die Errichtung des Demonstrationsbauwerks zur Streckenabdichtung im Anhydrit wird das Spülwasserhaltungsbecken erneut benötigt. Hier wird Anmachflüssigkeit vorgehalten, mit der in der nahegelegenen Baustoffanlage Baustoff hergestellt werden wird. 

  • Markscheider*innen nehmen Georadar-Messungen im Bereich des geplanten Demonstrationsbauwerks zur Streckenabdichtung im Anhydrit vor. Bei diesen Messungen werden hochfrequente elektromagnetische Wellen (Pulse) über eine Sendeantenne ausgesendet. Eine Empfangsantenne fängt die Reflexion der ausgestrahlten Pulse auf. Das Antennensystem wird entlang von Messprofilen über die Oberfläche des Gebirges bewegt. Zur Reflexion kommt es, wenn sich die elektrische Leitfähigkeit des Gesteins ändert. Dies kann bei einem Gesteinswechsel, beispielsweise beim Übergang vom Anhydrit ins Steinsalz, oder bei Feuchtigkeitseinschlüssen der Fall sein. Als Messergebnis entsteht durch diese reflektierten Schwingungen ein zweidimensionales Bild, ein sogenanntes Radargramm. Georadarmessungen sind nicht invasiv, es entstehen also keine Schäden im Gebirge. Dennoch geben die Ergebnisse einen guten Aufschluss über die Gebirgsstruktur und über den Verlauf von Gesteinsschichten.

    Vergleichbare Technik, genannt Bodenradar, wird auch bei Untersuchungen auf Straßenschäden oder in der Baugrunduntersuchung eingesetzt.
     


Gewährleistung der Betriebssicherheit

Bergleute müssen das Endlager nach Atom- und Bergrecht betreiben.

  • Bergleute erweitern die Versorgungsbohrung von der 2. zur 3. Sohle der Schachtanlage Bartensleben. Die Bohrarbeiten begannen bereits im September 2022. Im ersten Schritt der Bohrarbeiten lag der Durchmesser bei 80 Millimetern. Im zweiten Schritt wird der Durchmesser auf 100 Millimeter erweitert. Die 3. Sohle liegt rund 40 Meter unterhalb der 2. Sohle. Da die Bohrung jedoch nicht senkrecht nach unten führt, sondern schräg verläuft, hat die Bohrung eine Gesamtlänge von rund 60 Metern.

    Nach Fertigstellung der Erweiterungsbohrung beginnen die Bergleute mit den Aufräumarbeiten. Bis zu ihrem nächsten Einsatz wird die Bohranlage für Wartungsarbeiten in die untertägige Werkstatt gebracht. Diese befindet sich ebenfalls auf der 2. Sohle von Schacht Bartensleben. 

     

Erhalt der Stilllegungsfähigkeit und Optimierung des Betriebes

Mittel- bis langfristig muss die BGE die Stilllegungsfähigkeit des Endlagers erhalten und den Betrieb optimieren.

  • Im Technikraum der Zentralen Warte gehen die Modernisierungsarbeiten weiter. In der fortschreitenden zweiten Phase zur Erneuerung der Technik arbeiten Mitarbeiter*innen an aufwendigen Programmierarbeiten. Zum Einsatz kommt eine Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS). Mit Hilfe von SPS können Verknüpfungen zwischen Geräten erstellt werden, ohne das eine direkte Verkabelung notwendig wird.
     
  • Bergleute führen die jährliche Kontrolle von Fahrten und Gesenken durch. Fahrten sind der bergmännische Begriff für Leitern. Als Gesenk bezeichnet man im Bergbau eine Schachtverbindung zwischen zwei Sohlen ohne Verbindung zur Tagesoberfläche. Sie befinden sich oft in einiger Entfernung zum Hauptschacht und werden genutzt, um beispielsweise Material zu transportieren. Im Endlager Morsleben sind mehrere Gesenke strategisch als Fluchtweg ausgewählt und mit Fahrten ausgestattet worden. Diese werden jährlich kontrolliert, um eine sichere Fluchtroute zu gewährleisten – etwa im Falle eines Brandes.
     

Im Gespräch

Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit können sich alle interessierten Bürger*innen über das Endlager Morsleben informieren und mit uns ins Gespräch kommen. Darüber hinaus tauschen wir uns mit Wissenschaftler*innen fachlich aus und lassen diese Rückmeldungen in unsere Arbeit einfließen.

  • Am 1. Dezember kommt der parlamentarische Staatssekretär und BGE-Aufsichtsratsvorsitzende Christian Kühn zu seinem Antrittsbesuch in das Endlager Morsleben. Weitere Informationen finden Sie in unserem Einblick.
     

Meldepflichtiges Ereignis

Betriebsstörungen oder Störfälle bis zu Unfällen sind den zuständigen Aufsichtsbehörden zu melden. Grundlage ist die Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) in Verbindung mit der Meldeordnung des ERAM.

  • Am 15. Dezember 2022 führen Mitarbeiter*innen eine Funktionsprüfung der Füllstandsmesseinrichtung von zwei Sammeltanks für sogenannte Eindampfrückstände (EDR-Tanks) durch. Die EDR-Tanks befinden sich unter Tage auf der 4. Ebene (Sohle) der Schachtanlage Bartensleben. Sie werden verwendet, um Abwässer zu sammeln, die bei regelmäßigen Arbeiten im Kontrollbereich anfallen und damit als potentiell radioaktiv belastet (kontaminiert) gelten. Kann keine Kontaminationsfreiheit nachgewiesen werden, werden diese Abwässer unter Tage in einer Konditionierungsanlage mit Beton in Fässern verfestigt (konditioniert) und gemäß Dauerbetriebsgenehmigung als betriebliche Eigenabfälle endgelagert. Die von der Genehmigung vorgeschriebene Funktionsprüfung der EDR-Tanks wird als Routinemaßnahme vierteljährlich durchgeführt. Bei der Prüfung am 15. Dezember 2023 stellen Mitarbeiter*innen fest, dass eine Armatur fehlerhaft arbeitet. Dadurch ist das Umpumpen von Flüssigkeiten zwischen den Tanks nur eingeschränkt möglich: Die Armatur öffnet zwar die Tanks, aber der Öffnungszustand wird nicht korrekt in der Steuerung angezeigt, weshalb die Folgeschritte zum Umpumpen nicht durchgeführt werden können.

    Als Maßnahme verständigen die Strahlenschützer*innen umgehend das lnstandhaltungspersonal und leiten damit die Fehlersuche ein.

    Die Aufsichtsbehörde wurde informiert, da die vorgesehene Prüfung nicht durgeführt werden konnte. Auswirkungen auf den sicheren Betrieb der Anlage bestehen nicht. Es ist derzeit keine Verarbeitung von kontaminierten Flüssigkeiten geplant.

  • Ebenfalls am 15. Dezember 2022 führen Mitarbeiter*innen die vorgeschriebene vierteljährliche Routineprüfung der Konditionierungsanlage zur Verfestigung von flüssigen betrieblichen Eigenabfällen durch. Die Anlage befindet sich im Einlagerungsbereich auf der 4. Sohle der Schachtanlage Bartensleben. Sie arbeitet ferngesteuert, wobei die Fässer, in denen kontaminierte Flüssigkeiten mit Zement vermischt und so verfestigt werden sollen, über ein Schienensystem bewegt werden. 

    Während der Prüfung der Anlage stellen die Mitarbeiter*innen fest, dass der Schienenplattformwagen nicht aus der Entleerstation fährt – er reagiert nicht auf den eingegebenen Steuerbefehl. In der Folge ist es derzeit nicht möglich, flüssige betriebliche Eigenabfälle mit der Konditionierungsanlage zu verfestigen. Die Mitarbeiter*innen leiten umgehend die Fehlersuche durch das lnstandhaltungspersonal ein. Bei einer erneuten Überprüfung am 19.12.2022 stellt das Instandhaltungspersonal die Ursache der Fehlfunktion fest: Der Endschalter am Deckelspeicher in der Entleerstation war nicht korrekt justiert. Im Anschluss an die Nachjustierung kann der Schienenplattformwagen wieder per Steuerung aus der Entleerstation fahren. Die vierteljährliche Prüfung der Konditionierungsanlage ist damit abgeschlossen. Die Konditionierung von flüssigen betrieblichen Eigenabfällen ist wieder möglich. Trotzdem erfolgt gemäß den Maßgaben der Dauerbetriebsgenehmigung eine Meldung an die Aufsicht.

     


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