Repräsentative vorläufige Sicherheitsuntersuchungen

Die repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU) sind die ersten Sicherheitsabschätzungen für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle im laufenden Standortauswahlverfahren. Mit ihnen wird die Sicherheit eines möglichen Endlagers in einer Gesteinsformation erstmals bewertet vorläufig. Denn mit jeder weiteren Phase des Verfahrens werden neue, detailliertere Erkenntnisse hinzukommen, die das Bild schärfen. Auf dem Weg zu einem Vorschlag für übertägig zu erkundende Standortregionen sind die repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen ein Werkzeug zur weiteren Eingrenzung der als Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle in Frage kommenden Gebiete in Deutschland. Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch 90 Teilgebiete in der Auswahl.

Auf dieser Seite

Bevor die rvSU auf die 90 Teilgebiete angewendet werden können, braucht es eine Methodik, die Vergleichbarkeit gewährleistet und sicherstellt, dass überall mit demselben Maß gemessen wird.
 

Die Bausteine

Eine repräsentative vorläufige Sicherheitsuntersuchung hat sieben Elemente, welche im Zuge der Durchführung prozessual durchlaufen werden:

  • Festlegung der Untersuchungsräume
  • Geosynthese
  • Vorläufiges Sicherheitskonzept; vorläufige Auslegung des Endlagers
  • Analyse des Endlagersystems
  • Umfassende Bewertung des Endlagersystems
  • Bewertung von Ungewissheiten
  • Ableitung des Erkundungs-, Forschungs- und Entwicklungsbedarfs
     

Doch was ist ein Untersuchungsraum? Was passiert bei der Geosynthese? Und wie wird die Sicherheit des Endlagersystems bewertet? Unsere Multimedia-Anwendung erklärt das und mehr mithilfe von Videos, Grafiken, Bildern und Texten. 

Die in der Multimedia-Anwendung getroffenen Aussagen galten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am 29. März 2022 und unterliegen keiner Aktualisierung.

Die Methode

So will die BGE die Sicherheit bewerten

Die repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen vermitteln eine integrierte Sicht auf die Robustheit des Endlagersystems, also auf das Zusammenwirken der Geologie, des Endlagerbergwerks und des Endlagerbehälters. Das Kernstück der Methode für die repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen ist die Fokussierung auf die am besten geeigneten Gebiete. Diese Bewertung und Eingrenzung der Teilgebiete wird in den kommenden Jahren im Rahmen der rvSU erfolgen. Dafür werden im Vorfeld der rvSU sogenannte Untersuchungsräume ausgewiesen, für welche je eine vollständige rvSU durchzuführen ist, welche laut Endlagersicherheitsuntersuchungsverordnung die Teilgebiete vollständig abdecken müssen. Die BGE weist für jedes einzelne Teilgebiet einen abdeckenden Untersuchungsraum aus. Das heißt: je Teilgebiet wird eine vollständige rvSU durchgeführt. Sofern mehrere Sicherheitskonzepte in einem Teilgebiet denkbar sind, müssen für jedes Sicherheitskonzept eigene Untersuchungsräume ausgewiesen werden.

Um gerade bei den großen Teilgebieten die Bewertungen nachvollziehbar und mit Bezug auf einheitliche geowissenschaftliche Charakteristika durchführen zu können, hat die BGE das methodische Instrument der Teiluntersuchungsräume entwickelt. Durch die Aufteilung der teils sehr großen Untersuchungsräume in Teiluntersuchungsräume kann die BGE zum einen die der Bewertung zugrundeliegende Datengrundlage nachvollziehbar und kleinräumig zuordnen und zum anderen die Übertragbarkeit von Informationen und Parametern mittels Analogiebetrachtungen gewährleisten. Teiluntersuchungsräume werden als geographisch zusammenhängende Gebiete mit möglichst einheitlichen geowissenschaftlichen Charakteristika (zum Beispiel stratigraphisch, lithologisch, tektonisch) ermittelt. Die Bewertung von Teiluntersuchungsräumen erfolgt flächendifferenziert, wenn Gebiete innerhalb dieser Räume eine unterschiedliche Eignung für einen Endlagerstandort aufweisen. Wenn ein Teiluntersuchungsraum oder ein Teil davon im Zuge der Prüfschritte keine überwiegend guten Bewertungen erhält, so erfolgt über die umfassende Bewertung dieser Gebiete eine Zuordnung in die Kategorie D oder C. Für diese Gebiete findet keine weitere Bearbeitung im Rahmen der rvSU statt.

Alle Untersuchungsräume und Teiluntersuchungsräume werden mit mehreren Prüfschritten systematisch auf ihre potenzielle Eignung für die Ausweisung eines sogenannten einschlusswirksamen Gebirgsbereichs überprüft. Dabei können Teiluntersuchungsräume an den Ausschlusskriterien oder Mindestanforderungen scheitern, die im gesamten Verlauf der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen fortlaufend geprüft werden, weil stetig neue Erkenntnisse aus den vorliegenden Daten oder neu hinzugekommenen Daten gewonnen werden.

Diese Gebiete werden in die Kategorie D eingeordnet. Für diese Gebiete steht dann im Zeugnis der rvSU zum Untersuchungsraum: Sie sind nicht für die Endlagerung geeignet. Damit endet die Bearbeitung dieser Gebiete. Gebiete, die diese Hürde übersprungen haben, werden weiter überprüft. Dabei geht es darum, herauszufinden, ob in einem Gebiet ein einschlusswirksamer Gebirgsbereich ausgewiesen werden kann – und wie sicher dieser sein kann. Werden hier ungünstige Randbedingungen bemerkt, die darauf schließen lassen, dass kein sicherer Einschluss gewährleistet werden kann, werden diese Gebiete in die Kategorie C eingeordnet. Auch für diese Gebiete wird im Zeugnis für den Untersuchungsraum eine Beurteilung stehen, und sie werden nicht weiter betrachtet.

Die Gebiete, die alle vier Prüfschritte überstehen, werden in die Kategorie A eingeordnet und gehen in die erneute Anwendung der geowissenschaftlichen Abwägungskriterien. In Kategorie B werden die Gebiete eingeordnet, die im Rahmen des vierten Prüfschritts, dem sicherheitsgerichteten Diskurs, im Ergebnis schlechter abschneiden als die Gebiete der Kategorie A. Für alle Gebiete der Kategorie erfolgen weitere Arbeiten im Rahmen der rvSU, zum Beispiel die Ermittlung des Erkundungs-, Forschungs- und Entwicklungsbedarfes und die Bewertung von Ungewissheiten. Im Ergebnis der erneuten Anwendung der geowissenschaftlichen Abwägungskriterien werden Standortregionen für die übertägige Erkundung vorgeschlagen.

Mitreden erwünscht


Vom 28. März bis zum 1. April 2022 hat die BGE ihren Methodenvorschlag zu den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen in einer Veranstaltungsreihe (externer Link) interessierten Bürger*innen sowie Fachleuten vorgestellt. Zusätzlich stellte sie ihren Arbeitsstand bis zum 31. Mai 2022 online zur Diskussion.

Stellungnahmen von Wissenschaftler*innen, Behörden, Organisationen oder anderen Stakeholdern zum Methodenvorschlag der BGE werden auf der Seite "Fachdebatte" veröffentlicht.

Vorschläge, Fragen sowie kritsche Anmerkungen, die während des Konsultationszeitraums im Online-Forum der BGE eingegangen sind, sind weiterhin einsehbar.

Zum Abschluss der Methodendiskussion hat die BGE am 27. Juni 2022 in einer weiteren Veranstaltung (externer Link) über den Verlauf der öffentlichen Debatte informiert und darüber berichtet, wie sie mit den eingegangenen Vorschlägen verfahren will, um die Methodik weiter zu verbessern. Während des Konsultationszeitraums, am 20. und 21. Mai 2022, fand auch das erste Forum Endlagersuche statt, bei dem die Methodik für die repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen ebenfalls Thema war.

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