„Die Mauer kommt weg!“ das versprach der Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung Stefan Studt am 15. April auf dem Gelände des Bergwerks Gorleben. Doch nicht die gesamte Mauer wird abgerissen. Nach Rücksprache mit dem Bundesumweltministerium kann ein ca. 88 Meter langes Stück der Mauer als Erinnerungsort erhalten bleiben: Über das wann und wie werde man gemeinsam mit dem Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Bürgerinitiative beraten. Der Abriss der Mauer um das ehemalige Erkundungsbergwerk sei auch ein wichtiges Signal für das neue Standortauswahlverfahren. Die Suche nach einem Standort zur Endlagerung hochradioaktiver Abfälle befindet sich derzeit in der ersten Phase. Studt rief alle Anwesenden dazu auf, sich am neuen Verfahren zu beteiligen. Die BGE sei eine lernende Gesellschaft, die Kritik jederzeit annehme. „Machen Sie mit, beteiligen Sie sich!“ appellierte Studt.
Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jochen Flasbarth unterstrich die Offenheit des Verfahrens und riet dazu, etwas Positives für die Zukunft daraus zu machen. Zur Enttäuschung einiger Anwesender aus der Region stellte er auch klar: Die weiße Landkarte im laufenden Verfahren müsse eine weiße Landkarte bleiben. Das bedeutet, dass kein Standort, auch nicht Gorleben, vor Auswertung der Daten aus dem Verfahren ausgeschlossen werden könne. Dass ein Stück der Mauer stehen bleibe, sei wichtig. Als Mahnmal für einen Staat, der auf Konfrontation gesetzt habe, obwohl sich die Menschen vor Ort für Demokratie eingesetzt hätten. Zum Abschluss seiner Rede würdigte Jochen Flasbarth das Engagement aller Beteiligten, auch das der Belegschaft des Erkundungsbergwerks, die oft eine Zielscheibe der Auseinandersetzung gewesen seien.
Wichtiges Signal für die Glaubwürdigkeit des neuen Verfahren
Für das niedersächsische Amt für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz war Staatssekretär Frank Doods nach Gorleben gekommen. Er sprach von einem „Moment der Erleichterung“. Ein Bauwerk wie die Mauer um das Bergwerk Gorleben gebe es sonst nur rund um eine Justizvollzugsanstalt. Dass sie abgerissen werde, sei ein wichtiges Symbol für die Glaubwürdigkeit des neuen Suchverfahrens.
Landrat Jürgen Schulz betonte, die Worte der Vorredner hätten durchaus gutgetan, sparte aber nicht mit Kritik. Nach seiner Auffassung müsse der Bund die Trägerschaft des Mauerrests übernehmen. Damit einher müsste auch eine Diskussion abseits dieser „Mauersymbolik“ erfolgen. Die Auswirkungen der vergangenen 40 Jahre auf den Landkreis und dessen wirtschaftliche Entwicklung müssten aufgearbeitet werden. Eine Entschädigung, wie sie in Bayern für den Standort Wackersdorf erfolgte, sei nach seiner Auffassung angebracht.
Wie weiß ist die weiße Landkarte?
Martin Donat dankte der BGE und dem BMU als Vorsitzender des Atomausschusses des Landkreises Lüchow-Dannenberg für die Veranstaltung. Entscheidend sei, was auf den Abriss der Mauer folge. Das neue Standortauswahlgesetz überzeuge ihn nicht. Gorleben könne nie mehr „weiß“ auf der Landkarte werden, da hier am Ort eine Beteiligung der Anwohner von Beginn an schlichtweg nicht mehr möglich sei. Die Geschichte könne man nicht mehr ungeschehen machen, so Donat, aber man solle aus der Geschichte lernen.
Als letzter sprach Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg. Er bedankte sich bei der BGE dafür, dass man nun miteinander sprechen könne und zeigte Verständnis auch für diejenigen, die enttäuscht seien, da die Erkundungen am Standort Gorleben beendet wurden Der „Stand-By-Betrieb“ des Bergwerks sei aber keine gute Lösung. Ehmke zeigte Unverständnis dafür, dass das Bergwerk nicht verfüllt oder geflutet wurde. So wirkten der Abriss der Mauer und der Gebäude ein wenig wie "Oberflächenkosmetik" Wolfgang Ehmke wünschte sich für die Zukunft, dass Bund und Land in der Region etwas auf den Weg bringen sollten. Die konkrete Forderung: eine Nachnutzung der alten Polizei-Kasernen Neu Tramm für eine Niederlassung der Ostfalia-Universität. „Reißt die Mauer in Gorleben ab und baut eine Universität im Wendland!“, so der Aufruf Ehmkes.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde im Beisein der Anwesenden ein Rolltor der Außenanlagen demontiert. Im Anschluss fand die letzte öffentliche Befahrung des Bergwerks statt.