Endlagersuche

Pressemitteilung Nr. 2/19 - Was für die Endlagersuche wichtig ist

20. März 2019: Die BGE diskutierte mit rund 100 Wissenschaftlern über den Forschungsbedarf für die Standortauswahl eines Endlagers.

Zweitägiger Workshop zum Forschungsbedarf der BGE endet mit vielen Empfehlungen

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat am Dienstag und Mittwoch (19./20. März 2019) mit rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Endlagerforschung sowie Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi), des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) und des nationalen Begleitgremiums (NBG) über ihren Forschungsbedarf für die Standortauswahl, den Bau, den Betrieb und den sicheren Verschluss eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle in Deutschland diskutiert. Schon im Vorfeld haben einige Forscherinnen und Forscher Hinweise auf Lücken, zeitliche Einordnungen auf dem Weg zum Endlager oder auch nur eine bessere Strukturierung gegeben. Die BGE wird diese Hinweise und die Arbeitsergebnisse des zweitägigen Workshops nun auswerten, den Forschungsbedarf überarbeiten und die Ergebnisse bei einer öffentlichen Veranstaltung am 10. April 2019 im Technikmuseum in Berlin vorstellen. Die BGE arbeitet aktuell auf der Basis der "weißen Landkarte" an der Ermittlung von Teilgebieten mit günstigen geologischen Voraussetzungen für eine weitere Erkundung. Der Zwischenbericht Teilgebiete wird 2020 vorgelegt. "Es gibt keine Vorfestlegungen", betonte der stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung Steffen Kanitz in Braunschweig bei seiner Einführung. Während des Workshops wurden insbesondere geowissenschaftliche Fragestellungen diskutiert. Dazu zählen beispielsweise Fragen zur Prognose von geologische Zuständen über sehr lange Zeiträume, oder die Frage, wie eine schonende Erkundung aussehen kann, damit ein einmal gefundener Standort nicht durch die Einwirkungen der Erkundungstätigkeiten wie z.B. durch Bohraktivitäten in Frage gestellt wird. Es ging zudem um das radioaktive Inventar. Diskutiert wurde beispielsweise, ob abgebrannte Mox-Brennelemente aus der Wiederaufarbeitung, die Plutonium enthalten, sich genauso verhalten wie abgebrannte Uran-Brennelemente, oder ob diese verschiedenen Abfallarten unterschiedlich behandelt werden müssen. Diese Frage spielt für die Betrachtung von Endlagerkonzepten eine entscheidende Rolle. Intensiv haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Endlagerbehälterkonzepte diskutiert, die 500 Jahre nach dem Verschluss des Endlagerbergwerks immer noch einen sicheren Umgang im Fall einer Bergung möglich machen. In dieser Frage ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen der BGE und der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung notwendig, die für die Behälterentwicklung zuständig ist. Bei den Sicherheitsuntersuchungen brachten die Fachleute die Frage mit, welche Wechselwirkungen zwischen Materialien, die eingebracht werden – Behälter, Abdichtmaterialien und Versatzmaterialien, mit denen das Endlager am Ende verschlossen werden soll – mit den geologischen Gegebenheiten unterschiedlicher Wirtsgesteine, also Steinsalz, Tongestein oder Kristallin, auftreten können. Hier sehen die Expertinnen und Experten viel Forschungsbedarf. In Sachen sozialwissenschaftlicher Forschungsfragen musste sich die BGE einige Kritik anhören, weil das ursprüngliche Papier dokumentiert hat, dass in Bezug auf die sozialwissenschaftliche Betrachtung der Standortsuche noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. Doch über die zwei Tage entwickelten die beteiligten Fachleute fünf ziemlich konkrete Forschungsaufgaben, mit denen sich die BGE nun auseinandersetzen wird. Dazu gehört die Betrachtung des "Gesamtsystems" der Endlagersuche. Damit ist das Institutionengefüge, die gesellschaftliche Debatte, die Einbettung in den politischen Endlagerkonsens sowie die Arbeit der Ingenieurinnen und Wissenschaftler direkt in der Standortsuche gemeint. Ob die BGE der richtige Auftraggeber für eine solche Betrachtung sein kann, wird zu diskutieren sein. Ganz klar ist die Zuständigkeit aber, wenn es darum geht, Einstellungen zur Endlagerung über den Zeitverlauf abzufragen, oder das Bild der BGE in der Öffentlichkeit zu messen. Die Frage, inwieweit der Rückgriff auf internationale sozialwissenschaftliche Forschungen im spezifisch deutschen Endlagersuchprozess möglich ist, gehörte zu den kontrovers diskutierten Themen. Und auch das Bedürfnis nach einer Begriffsbestimmung von zentralen Konzepten in der Diskussion wie Sicherheit, Partizipation oder Gerechtigkeit im Wandel ist beim Workshop in Braunschweig festgehalten worden. Der stellvertretende Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung Steffen Kanitz dankte den Fachleuten zum Abschluss, dass sie sich für "die engagierte Mitarbeit an einem unkonventionellen Format Zeit genommen haben". Der Bereichsleiter Standortauswahl, Dr. Jörg Tietze, kündigte an, dass die Vorschläge aufbereitet, dokumentiert und dann auch veröffentlicht werden. "Das Standortauswahl-Team wird die Anregungen nun zeitlich priorisieren und wird weiter den Dialog über den Forschungsbedarf suchen", sagte er nach der Veranstaltung. Die öffentliche Veranstaltung in Berlin wird am 10. April 2019, von 18 bis 20 Uhr im Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin stattfinden. Anmeldungen sind hier möglich: veranstaltung-berlin(at)bge.de Die BGE ist eine bundeseigene Gesellschaft im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums. Die BGE hat am 25. April 2017 die Verantwortung als Betreiber der Schachtanlage Asse II sowie der Endlager Konrad und Morsleben vom Bundesamt für Strahlenschutz übernommen. Zu den weiteren Aufgaben zählt die Suche nach einem Endlagerstandort zur Entsorgung der in Deutschland verursachten hochradioaktiven Abfälle auf der Grundlage des im Mai 2017 in Kraft getretenen Standortauswahlgesetzes. Geschäftsführer sind Stefan Studt (Vorsitzender), Steffen Kanitz (stellv. Vorsitzender), Beate Kallenbach-Herbert (kaufmännische Geschäftsführerin) und Dr. Thomas Lautsch (technischer Geschäftsführer).
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