Für die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbh (BGE) geht ein aufregendes Jahr zu Ende, und wir blicken auf ein nicht minder interessantes neues Jahr. Am 20. Dezember 2017 hat das Amtsgericht Hildesheim die Verschmelzung der Deutschen Gesellschaft zum Bau von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) und der Asse-GmbH auf die BGE durch den Eintrag in das Handelsregister vollzogen. Schon im April sind knapp 200 Experten aus dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zum damals noch sehr kleinen Start-up BGE hinzugestoßen. Nun zum Jahresende versammelt die BGE knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter einem nun gemeinsamen Dach. Die BGE ist nun am Start und im kommenden Jahr beginnt die eigentliche Arbeit an neuen effizienten Strukturen, um unsere anspruchsvollen Projekte voranzubringen.
In der Vergangenheit ist vieles nicht so glatt gegangen. Das ist ja auch der Grund, warum die Bundesregierung sich entschieden hat, die Endlager-Landschaft neu zu ordnen. Die Überwindung dieser Vergangenheit gehört zur Zukunftsaufgabe der neuen BGE.
Wo kommen wir her?
Der Kernenergie-Ausstieg ist beschlossen, im Jahr 2022 wird das letzte Kraftwerk abgeschaltet. Die politischen Rahmenbedingungen für die Endlagersuche sind ebenfalls beschlossen – die weiße Landkarte. Und mit diesen beiden bahnbrechenden Beschlüssen – ich bin heute noch dankbar und ein bisschen stolz, daran mitgewirkt haben zu dürfen – wurde die gesamte Endlagerorganisation - salopp gesprochen - auf neue Füße gestellt.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat in der gerade zu Ende gegangenen Legislaturperiode mit der Gründung der BGE, der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ), unserer neuen Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) und dem Nationalen Begleitgremium (NBG) als erstem Schritt auf dem Weg zu einer völlig neuen Form der Bürgerbeteiligung am Endlagersuchprozess den Rahmen gesetzt. Mit diesen neuen Strukturen kann vieles besser werden.
Was sind unsere Aufgaben?
Die BGE übernimmt als Start-Up der Bundesregierung hochkomplexe, gesellschaftspolitisch enorm relevante Projekte, nämlich unsere bestehenden Endlagerprojekte.
Heute geht es darum, das Endlager Morsleben endgültig stillzulegen – ein vor allem rechtlich aufwendiger Prozess. Aber am Beispiel des Endlagers Morsleben, können wir zeigen, ob wir unser Handwerk verstehen. Morsleben soll unser Pilotprojekt werden, an dem wir zeigen wollen, dass wir in Deutschland ein Endlager dauerhaft stilllegen können.
Dass Technikbegeisterung und der Glaube an die Machbarkeit im Ergebnis verantwortungslos sein können, hat rückblickend die Erfahrung mit der einst als Forschungsbergwerk bezeichneten Schachtanlage Asse II gezeigt. Wie in Morsleben diente auch das ehemalige Salzbergwerk Asse II als günstige Möglichkeit, schwach- und mittelradioaktive Abfälle, hauptsächlich aus Kernkraftwerken einzulagern – bis es nicht mehr ging. Mit großem Aufwand geht es nun darum, die teils maroden Fässer aus dem Bergwerk herauszuholen – ohne unzulässige Belastungen für Mitarbeiter und Anwohner. Auch künftig werden wir nicht beliebt sein – in Sehnde können wir sehr deutlich sehen, wie schwierig es ist, auch vergleichsweise harmlose Themen aus der Asse zu kommunizieren.
Wir werden am Beispiel der Asse zeigen, dass es uns gelingt ein technologisch schwieriges und aufwendiges Verfahren – nämlich die Rückholung - erfolgreich zu Ende zu führen. Und wir werden zeigen, dass wir die Öffentlichkeit in einem transparenten Verfahren beteiligen können.
In der öffentlichen Wahrnehmung gelten die Endlagerprojekte trotz aller technischen Leistungen und auch kreativen Lösungen, die alle unsere Unternehmensteile immer wieder gefunden haben, als gescheitert. Wie schwer es ist, mit dieser Vergangenheit ein genehmigtes Endlager zu bauen, zeigen die Erfahrungen mit dem Endlager Konrad. Mehr als 20 Jahre hat es bis zum gerichtsfesten Planfeststellungsbescheid gedauert, mehr als 290.000 Einwendungen mussten gewissenhaft abgearbeitet werden. In wenigen Jahren soll dieses Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle errichtet sein – für 303.000 Kubikmeter Abfälle. Die immer wieder geäußerte Hoffnung, dass auch die Asse-Abfälle noch Platz finden könnten, ist unrealistisch. Auch das gehört zur nüchternen Betrachtung dazu.
Die Standortauswahl hat begonnen
Die Standortauswahl ist unser jüngstes Projekt. Nachdem das Ende der Kernenergie in Deutschland nach der Katastrophe in Fukushima (Japan) politisch unumkehrbar geworden war, findet allerorten eine Neupositionierung statt. Ausdruck dessen war die Endlagerkommission, auch wenn ein Teil der Anti-AKW-Bewegung sie boykottiert hat. Trotz aller Schwierigkeiten gelang es der Kommission eine weitgehend akzeptierte gemeinsame Position zur Endlagerung zu finden: Es geht darum, einen Standort für hochradioaktive Abfälle in einem tiefengeologischen Bergwerk zu finden, der für eine Million Jahre die „bestmögliche Sicherheit“ bietet. So steht es im Standortauswahlgesetz (StandAG). Wie Bürger am Suchprozess beteiligt werden, ist umfassend geregelt – und weitgehend Aufgabe der neuen Aufsichtsbehörde BfE. Uns geht es darum, einen Endlagerstandort zu finden.
Mit Neugier, Forschergeist, Veränderungsbereitschaft und der Fähigkeit, Ungewissheit zuzulassen und auszuhalten, kann die neue BGE ein Unternehmen werden, in dem vieles besser sein wird. Mit Blick auf das neue Jahr werden wir in der BGE alles daran setzen, ein glaubwürdiger Akteur in der Gesellschaft zu werden, um ein Jahrtausend-Problem zu einer Herausforderung zu machen, die nach bestem Wissen und Gewissen zu bewältigen ist.