Asse

Ungewöhnliche Gebirgsbewegungen in der Asse

05. November 2024: Im Sommer registrierten einzelne Messgeräte in der Schachtanlage Asse II ungewöhnlich starke Gebirgsbewegungen. Die Expert*innen der BGE haben die Messergebnisse nun ausgewertet. Die Bergsicherheit ist weiterhin gegeben.

In der Schachtanlage Asse II sind an vielen Stellen Messgeräte im Einsatz, um die Gebirgsbewegung im Bergwerk zu überwachen. Die Expert*innen des Geomonitorings beobachten die Bewegungen des Gebirges kontinuierlich. Im Baufeld an der Südflanke werden unter anderem sogenannte Extensometer eingesetzt. Extensometer messen die Stauchung des zwischen den Abbaukammern verbliebenen Steinsalzes (Pfeiler) aufgrund der Verschiebung der Südflanke. Aus den Messergebnissen wird die sogenannte Pfeilerstauchungsrate errechnet.

Vom 26. Juni bis zum 3. Juli 2024 registrierten die Messgeräte ungewöhnlich starke Bewegungen im Baufeld an der Südflanke. Wurden zuvor Bewegungen von rund 1 bis 1,5 Millimeter wöchentlich registriert, stiegen die Messwerte innerhalb einer Woche auf 3 bis 5 Millimeter an. Die BGE berichtete im Monatsbericht Juli 2024 erstmals über die Messergebnisse.

Im Verlauf des Monats Juli reduzierte sich die Geschwindigkeit der Pfeilerstauchung dann stetig und kehrte sich sogar um in Pfeilerdehnung. Seit Ende August bewegen sich die Messwerte wieder in der Größenordnung von vor dem plötzlichen Anstieg. Die seitlich stehenden Grafiken zeigen den Verlauf der Entwicklung in Richtung Osten beziehungsweise in Richtung Westen.

Bewegungsmuster einmalig seit Einführung der Messungen

Die Messreihen des Geomonitorings reichen bis in das Jahr 1981 zurück, wobei die Daten erst seit 2010 kontinuierlich und automatisch erfasst werden. Zuvor wurde quartalsweise und seit 2009 monatlich von Hand gemessen. Ein so schneller Anstieg mit anschließendem starken Rückgang bis hin zur Umkehr der Bewegungsrichtung wurde in der Vergangenheit noch nie verzeichnet. Allerdings wären solche kurzfristigen Effekte wie im vorliegenden Fall vermutlich früher nicht aufgefallen.

Bewertung des Ereignisses

Im Baufeld an der Südflanke wurde bis 1964 intensiv Salz abgebaut. Es entstanden über 130 Abbaue, jeder so groß wie eine Turnhalle. Das Deckgebirge (Buntsandstein) drückt auf die verbliebende Salzbarriere. Das Salz versucht diesem Druck standzuhalten, jedoch ist die Kraft des Deckgebirges zu groß. Es verschiebt die Salzflanke Richtung Norden. Das Bergwerk wird gestaucht. Diesen Prozess bezeichnen die Gebirgsmechaniker*innen als Wechselwirkung zwischen dem Deckgebirge (Buntsandstein) und der Steinsalzflanke.

Um die Ursachen zu erklären, berechneten die Expert*innen der BGE verschiedene Szenarien am Computer. Aufgrund des seit mehreren Monaten stark veränderten Salzwasserzutritts modellierten sie unter anderem, dass das eingebrachte Stützmaterial in den ehemaligen Salzabbauen der Südflanke stärker durchfeuchtet ist. Das Modell zeigt, dass sich die berechneten Verschiebungen eines solchen Szenarios mit den gemessenen Werten im Sommer 2024 decken. Die BGE geht daher davon aus, dass die stärkere Durchfeuchtung von Teilen des in die Südflanke eingebrachten Stützmaterials für die plötzlichen Gebirgsbewegungen mit ursächlich ist.

Die aktuellen Messergebnisse zeigen, dass die Stauchungsrate wieder auf das Ursprungsniveau vor dem 26.06.2024 zurückgegangen ist. Das sichere Arbeiten unter Tage ist derzeit nicht beeinträchtigt. Dass sich ein solches Ereignis wiederholt, können die Expert*innen der BGE aber nicht ausschließen. „Wir beobachten das Bergwerk sehr genau, um jede Veränderung schnell zu erkennen“ sagt Jens Köhler, Bereichsleiter Asse der BGE.

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