Alle sind sich einig: Für die Rückholung müssen die bestehende Schachtanlage Asse II und die Wege in das Bergwerk erweitert werden. Ein neuer Schacht ist nötig, um die Rückholung sicher und zügig umzusetzen. Diesen Schacht und das dazugehörige Rückholbergwerk mit seinen konventionellen und kerntechnischen Bereichen zu bauen, ist eine Herausforderung.
Viele Orte, an denen der neue Schacht Asse 5 und das Rückholbergwerk gebaut werden können, gibt es nicht. Der Salzsattel der Asse ist schmal.
Im Westen der Schachtanlage Asse II liegt in rund 1,5 Kilometer Entfernung das abgesoffene Bergwerk Asse I. In diese Richtung darf rechtlich kein neuer Schacht gebaut werden.
Nach Norden liegen große Kalisalz-Vorkommen, die sich nicht eignen, um dort größere und zugleich langfristig wartungsarme Hohlräume für die Rückholung herzustellen. Darüber hinaus wurde hier in den relevanten Tiefen zu Beginn den 20. Jahrhunderts Kali abgebaut. Auch wenn die Hohlräume mittlerweile verfüllt sind, ist dies ein weiteres Argument dagegen, neue Hohlräume im Norden aufzufahren.
Im Süden liegen Buntsandstein und Muschelkalk. Sie stehen in Verdacht, Lösung zu führen, die ins Bergwerk sickert.
Also bleibt nur der Osten, um den neuen Schacht und das Rückholbergwerk zu errichten. Wo genau, muss vor Beginn der Bauarbeiten erkundet werden, da die Salzstruktur auch hier sehr schmal und ihr Aufbau nicht sicher bekannt ist. Mehr als sechs Jahre haben Bohrarbeiten gedauert, um die Salzstruktur im Osten zu erkunden.
Zunächst wurden in 574 Metern Tiefe drei Bohrlöcher fächerförmig nach Osten hergestellt. Bei diesen Arbeiten haben Bohrexpert*innen Meter für Meter Salzkerne erbohrt. Dann ist die Anlage in eine Tiefe von 700 Metern umgezogen. Auch hier verlaufen fünf Bohrungen fächerförmig nach Osten, bei denen Salzkerne gewonnen wurden.
Insgesamt weit über 2.500 jeweils 1 Meter lange Salzkerne haben Geolog*innen untersucht. Was für Laien sehr unscheinbar ist, ist für die Expert*innen sehr aufschlussreich: Die Abfolge der verschiedenen Salzablagerungen, andere Gesteine im Salz oder Gebirgsbewegungen, die zu Brüchen geführt haben, sind wichtige Hinweise auf den Zustand des Gebirges, in das der neue Schacht und das Rückholbergwerk gebaut werden sollen. Neben den verschiedenen Salzgesteinen geben auch andere Gesteine wie zum Beispiel Anhydrit durch ihre besonderen Eigenschaften Aufschluss über die interne Struktur. Offene oder verheilte Brüche im Gestein könnten auf Störungen und somit auf ein Risiko für mögliche Fließpfade von Lösungen hinweisen. Unkontrollierte Lösungszutritte sind die größte Gefahr für das Gelingen der Rückholung.
Übertägige Bohrungen liefern ergänzende Informationen
Zusätzlich wurden drei weitere Bohrungen von über Tage hergestellt. Die Bohrung Remlingen 15 stammt bereits aus dem Jahr 2013. Die Bohrung wurde 2021 zunächst wieder bis auf eine Länge von 265 Meter aufgebohrt. Aus dieser Bohrung wurden dann zwei abgelenkte Bohrungen - je 1.100 Meter lang - hergestellt, um nördlich und südöstlich davon weitere Erkenntnisse zum Verlauf der Salzstruktur zu gewinnen. Da der Bohrplatz aus dem Jahr 2013 erneut genutzt werden konnte, mussten keine zusätzlichen Flächen versiegelt werden. Dies ist wichtig, da die Schachtanlage Asse II in einem geschützten Waldgebiet liegt. Weitere Informationen zu den abgelenkten Bohrungen finden Sie in der Pressemitteilung vom Januar 2021.
Bisher keine Ausschlussgründe für den Standort von Schacht Asse 5
In allen Bohrungen sind geophysikalische und geotechnische Messungen durchgeführt worden, um weitere Daten zum Untergrund zu erhalten. Die Auswertung aller gewonnenen Daten dauert noch an. Auch sind weitere Messungen in den untertägigen Bohrlöchern mit einer Bohrlochtomographie geplant. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann das Gestein zwischen zwei Bohrungen untersucht werden. Das Verfahren ähnelt der Computertomographie in der Medizin.
Zusammen mit der 3D-Seismik und der Revisionskartierung der Asse (siehe hier die Links unten in der Meldung zum Bericht und zur Karte selbst) entsteht ein geologisches 3D-Modell des Untergrundes, das Planungssicherheit bei den weiteren Arbeiten zur Rückholung schafft.
Schon jetzt sind einige neue wesentliche Erkenntnisse hinsichtlich Verlauf und Struktur der Salzstruktur gewonnen worden. Für die betriebliche Sicherheit sehr wichtig: Es sind keine relevanten Gasvorkommen angetroffen worden. Während die Bohrarbeiten als Erkundung im unbekannten Gelände noch unter Explosionsschutz-Bedingungen stattgefunden haben, hat sich herausgestellt, dass sich östlich der Schachtanlage Asse II keine größeren Gasvorkommen im Gestein befinden.
Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Geologie von früheren Darstellungen abweicht. Diese beruhten auf Erkenntnissen aus nur wenigen Bohrungen rund um das Bergwerk. Tatsächlich taucht der Salzsattel stärker ab und wird deutlich schmaler.
Insgesamt gibt es bisher keinen Ausschlussgrund für den Bau des Schachtes Asse 5 östlich des Schachts Asse 2. Die Planungen für die Herstellung des Anschlusses an das bestehende Bergwerk und den Bau der nötigen Infrastrukturräume wird an die neu angetroffenen geologischen Erkenntnisse angepasst.
Die wichtigsten Kennzahlen zu den einzelnen Bohrungen finden Sie hier zum Download (PDF, 19 KB, nicht barrierefrei).