Das Experiment ist gelungen: Zwar ist ein interaktiver Livestream kein Ersatz für eine Diskussion auf Augenhöhe und im gleichen Raum. „Aber die Diskussion über den Rückholplan für die radioaktiven Abfälle aus der Schachtanlage Asse II ist mit dem der dreistündigen Übertragung aus der Info Asse nun eröffnet worden“, sagte der Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung Stefan Studt im Anschluss an die Veranstaltung. Der Livestream ist insgesamt 1391 Mal wiedergegeben worden, in der Spitze haben 251 Personen den Stream zeitgleich angeschaut, und nach drei Stunden waren immer noch 48 Zuschauerinnen und Zuschauer mit dabei.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat auf Anregung der Asse-2-Begleitgruppe den Rückholplan präsentiert und erstmals zur Diskussion gestellt. Über eine Videokonferenz waren die Mitglieder der Asse-2-Begleitgruppe und ihrem wissenschaftlichen Beratungsgremium der AGO in die Veranstaltung zugeschaltet. Dort haben sich auch der Staatssekretär im Umweltministerium Jochen Flasbarth und der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies mit in die Diskussion eingebracht.
Jochen Flasbarth, zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der BGE, sagte zu Beginn der Veranstaltung: „Ich bin überzeugt, dass wir jetzt einen Plan haben, der eine gelingende Rückholung möglich macht. Dazu müssen wir streiten, aber eben am Ende auch an einem Strang ziehen." Wie Olaf Lies wies auch er darauf hin, dass beide gerne bei einer Präsentation des Plans in der Asse-2-Begleitgruppe am 20. März dabei gewesen wären. Die Sitzung musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Olaf Lies sieht den Rückholplan als Basis für eine „transparente, nachvollziehbare und konsequente“ Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse. Er hatte schon im vergangenen Jahr einen Gesamtplan gefordert und lobte, dass mit dem geplanten Bau des Rückholbergwerks „nun auch sichtbar wird, dass sich etwas tut“. Bisher habe sich viel „im Verborgenen unter Tage“ abgespielt, stellte er fest.
Der technische Geschäftsführer der BGE, Dr. Thomas Lautsch, betonte, dass mit dem Rückholplan der Dialog mit den Genehmigungsbehörden begonnen werden soll. Damit die Abfälle zurückgeholt werden können, sei nicht nur das Rückholbergwerk notwendige Voraussetzung sondern auch der Bau einer Abfallbehandlungsanlage mit einem Zwischenlager. Wie sich die BGE die Rückholung und die weitere Bearbeitung der Abfälle vorstellt, stellte der Abteilungsleiter Rückholung, Dirk Laske, vor. (PDF, 2,04 MB)
Die Asse-2-Begleitgruppe stellte ihre Fragen direkt in der Videokonferenz. Dabei ging es beispielsweise um die Belüftung des Bergwerks, mögliche radioaktive Emissionen, es ging um das Asse-nahe Zwischenlager und Bergungstechniken. Die Öffentlichkeit beteiligte sich mit Fragen über die Chat-Funktion während des Live-Strams auf dem YouTube-Kanal der BGE. Die langjährige frühere Europaabgeordnete Rebecca Harms wollte beispielsweise wissen, für welches radioaktive Inventar das Zwischenlager geplant wird. Im Chat gab es zahlreiche kritische Fragen, was die Standortauswahl des Zwischenlagers in unmittelbarer Nähe zum Betriebsgelände der Schachtanlage Asse II betrifft. Es ging aber auch um die Kosten und die Frage, warum die BGE für die weitere Erkundung der Einlagerungskammern nur noch jeweils ein Jahr einplant, obwohl doch die Erkundung von zwei Einlagerungskammern im Zuge der sogenannten Faktenerhebung acht Jahre gedauert habe.
Dirk Laske und Dr. Thomas Lautsch haben viele der Fragen gleich live beantwortet. Wer sich den Live-Stream noch einmal anschauen möchte, findet die Aufzeichnung des Live-Streams auf dem YouTube-Kanal der BGE (externer Link).
Die Fragen, die im Rahmen der Veranstaltung noch nicht beantwortet werden konnten, werden in den kommenden Wochen schriftlich nachgereicht. Auf der Homepage der BGE im Schwerpunkt Rückholung unter Fragen und Antworten werden die aufgeworfenen Fragen weiter bearbeitet. Und selbstverständlich können auch noch weitere Fragen gestellt werden. Über die E-Mail-Adresse dialog(at)bge.de können jederzeit Anfragen an die BGE gestellt werden.