Die Stabilität der Schachtanlage Asse II steht einmal im Jahr im Fokus der öffentlichen Debatte. Am 29. Juni 2023 informierte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in einem öffentlichen Podiumsgespräch über die Ergebnisse aus den Beobachtungen zur Gebirgsbewegung aus dem Jahr 2022. Rund 40 Personen nahmen an der Veranstaltung in der Eulenspiegelhalle in Schöppenstedt teil.
Die 2022 aufgezeichneten Messergebnisse zeigen, dass die in der Schachtanlage Asse II angewandten Stabilisierungsmaßnahmen wirken. Gleichzeitig ist festzustellen, dass das gesamte Bergwerk weiterhin einer hohen Beanspruchung ausgesetzt ist. Besonders im südlichen Teil der Grube, der sogenannten Südflanke, ist die Belastung deutlich messbar. Um hier zukünftigen Schädigungsprozessen entgegenzuwirken, sind weitere Maßnahmen, wie das Verfüllen von Hohlräumen, unabdingbar. Um diese Prozesse frühzeitig erkennen zu können, hat die BGE ein umfangreiches geotechnisches Monitoringprogramm installiert.
Wesentliche Ergebnisse des Gebirgsmonitorings
Die größten also Senkungen und Hebungen innerhalb des Bergwerks sowie im umgebenden Deckgebirge sind im Bereich der Südflanke zu verzeichnen. Das Maximum liegt bei einer Hebung von rund. 20 Millimetern in rund 600 Meter Tiefe. Dies ist zurückzuführen auf die noch nicht verfüllten Hohlräume in den Infrastrukturbereichen auf und unterhalb der 700-Meter-Ebene. Die Ergebnisse der Höhenmessung über Tage zeigen, dass die mittlere Senkungsgeschwindigkeit im Bereich der Schachtanlage Asse II bei 5 Millimeter im Jahr und damit weit unter bestehenden Grenzwerten liegt. Die horizontale Verschiebung (Lage) im Bergwerk liegt überwiegend in Messbereichen bis zu 15 Millimeter im Jahr. Damit bleiben die Bewegungen auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre.
Die Ergebnisse aus den Verformungsmessungen belegen, dass die tragenden Elemente im Grubengebäude der Schachtanlage Asse II stark beansprucht sind. Zunächst hatten die unterschiedlichen Maßnahmen zur Stabilisierung das Tragsystem entlastet. Die aktuellen Daten weisen nun darauf hin, dass die Belastungen wieder leicht zunehmen.
Die Ergebnisse der mikroseismischen und mikroakustischen Messungen zeigen einen positiven Effekt der angewandten Stabilisierungsmaßnahmen. Dennoch ist die Ereignisrate, also das Aufzeichnen von geologischen Schädigungen, um 6 Prozent angestiegen. Dabei ist eine Verlagerung der aufgezeichneten Ereignisse von den oberen auf die tieferliegenden Ebenen zu erkennen. Zusätzlich wurden in der Nähe der Lösungsspeicherbecken im Abbau 3 auf der obersten Ebene des Bergwerkes zeitweise erhöhte Schädigungen registriert. Die BGE wird die Speicherbecken aufgeben und den Bereich mit Beton verfüllen. Neue Speicherbecken wurden bereits errichtet.
Wesentliche Ergebnisse der Überwachung des Lösungszutritts
Im Jahr 2022 wurden täglich durchschnittlich rund 12,7 Kubikmeter Lösung in der Südflanke aufgefangen. Nahezu die gesamte Lösungsmenge wird oberhalb der 750-Meter-Ebene gefasst. Mehr als 95 Prozent davon an der Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene. Sowohl die Dichte als auch die chemische Zusammensetzung zeigten keine Auffälligkeiten. Da sämtliche an der Hauptauffangstelle aufgefangenen Lösungen radiologisch unbedenklich waren, konnte die BGE dieses Salzwasser nach über Tage abgeben. Auf der Internetseite der BGE finden Sie aktuelle Informationen zu den nach über Tage abgegebenen Lösungen.
Schlussfolgerung
Die bisherigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Bergwerks zeigen Wirkung. Um aber auch zukünftig ein sicheres Arbeiten unter Tage zu ermöglichen, müssen die Stabilisierungsarbeiten in weiteren Bereichen der Grube fortgeführt werden. Auch wird die BGE prüfen, welche Mess- und Monitoringprogramme zukünftig notwendig sind, um noch genauere Informationen zu erhalten.
Das System zum Fassen von Lösungen ist für die Bewertung der Zutrittssituation geeignet. Das System ist weiterhin funktionsfähig. Es bedarf jedoch einer Sanierung, wie aktuelle Veränderungen der Lösungsfassung zeigen. Die Möglichkeit eines technisch nicht mehr zu beherrschenden Lösungszutritt ist allerdings weiterhin jederzeit gegeben.
Warum führt die BGE die Messungen zur Gebirgsbeobachtung durch?
Die Gebirgsbeobachtung wird von den Mitarbeiter*innen des Geomonitorings Asse bearbeitet. Die Mitarbeiter*innen überwachen so die Bewegungen des Bergwerks und die sich daraus ergebenden Folgen. Sie können so Aussagen über die Sicherheit in der Schachtanlage Asse II treffen. Mögliche Auswirkungen auf die heutige Arbeitssicherheit können so beurteilt werden. Darüber hinaus ist es möglich Vorhersagen für die Zukunft zu treffen. Notwendige Stabilisierungs- und Sicherungsmaßnahmen können so zielgerichtet geplant und umgesetzt werden.
Besonders der Lösungszutritt wird eng überwacht. Er könnte sich jederzeit so verändern, dass er mit den vorhandenen technischen Möglichkeiten nicht mehr beherrscht werden kann. Dieser Notfall wird auch auslegungsüberschreitender Lösungszutritt (AüL) genannt. Sollte er eintreten, würde die BGE Notfallmaßnahmen umsetzen, um die radiologischen und bergbaulichen Konsequenzen zu minimieren. Die Rückholung müsste jedoch aufgegeben werden.
Wie wird das Bergwerk überwacht?
In der Schachtanlage Asse II gibt es eine Vielzahl von Überwachungseinrichtungen. In besonders sensiblen Bereichen werden mehr Messgeräte installiert, um noch genauere Daten zu erhalten. Einige Messgeräte sind fest im Gestein verankert. Für andere Messgeräte existieren unter und über Tage Messpunkte, deren Position zuvor genau festgelegt wird. Wird ein Messgerät an diesen Messpunkten zum Einsatz gebracht, können Veränderungen zu den vorherigen Messungen dokumentiert werden. Dadurch können die Mitarbeiter*innen der BGE dokumentieren, wie sich die Messpunkte im Bergwerk bewegen und Rückschlüsse daraus ziehen, wie sich das Bergwerk bewegt. Ob nach oben oder unten, rechts oder links. Auch geben die Messgeräte Auskunft darüber, welchen Drücken das Gestein ausgesetzt ist und ob das Gestein durch den Gebirgsdruck gestaucht oder gedehnt wird.
Andere Messgeräte funktionieren wie Mikrofone oder wie ein Seismograph, ähnlich solchen Geräten die zur Überwachung von Erdbeben eingesetzt werden. Sie zeichnen das leiseste Knacken und die kleinsten Brüche im Gestein auf. Das kann auf Rissbildungen hinweisen, selbst wenn diese mikroskopisch klein sind.
Um den Lösungszutritt zu überwachen werden unter anderem Geräte eingesetzt, die die Durchflussmenge aufzeichnen oder die Temperatur und die Dichte der Lösung messen. Im Labor kann die Zusammensetzung genau untersucht werden. Dies ist besonders wichtig für das Salzwasser von der Hauptauffangstelle. Wenn nachgewiesen ist, dass die Lösung radiologisch unbedenklich ist, wird sie nach über Tage gebracht. Dort wird sie weiterverwertet oder entsorgt.
Die Vortragsfolien zur Veranstaltung sind bei den wesentlichen Unterlagen zur Asse veröffentlicht (PDF, nicht barrierefrei, 293 MB)
Der Bericht zum Gebirgsmonitoring befindet sich derzeit noch in Erarbeitung. Nach Fertigstellung wird dieser im Bereich wesentliche Unterlagen veröffentlicht.
Hier finden Sie die Aufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube (externer Link).