Rund 100 Besucher*innen wollten sich den Blick in die Geologie im Umfeld der Schachtanlage Asse II nicht entgehen lassen. Sie verfolgten am 23. Mai die Vorstellung der Ergebnisse der 3D-Seismik in der jüngsten Ausgabe des Veranstaltungsformats „Betrifft: Asse“ wahlweise online oder vor Ort im Waldhaus zur Asse in Wittmar.
Die 3D-Seismik spielt für die Arbeit der BGE im Projekt Asse eine wichtige Rolle: Unter anderem auf Basis der aus der 3D-Seismik gewonnenen Ergebnisse wird ein geologisches Strukturmodell der Asse erstellt. Maximilian Scholze und Dr. Christian Buxbaum-Conradi, beide BGE Abteilung Geowissenschaften, informierten in ihren Vorträgen über die Arbeiten und beantworteten Fragen aus dem Publikum.
Zunächst aber gab Jens Köhler, Bereichsleiter Asse, einen kurzen Überblick zum aktuellen Projektstatus. Dieser umfasste etwa die Vorbereitungsmaßnahmen im Bereich des geplanten Bohrplatzes Remlingen 18 (R 18), die bohrtechnische Erkundung der Einlagerungskammer 12 und den veränderten Lösungszutritt auf der 658-Meter-Ebene.
Messungen per Schallwellen
Um ein detailliertes geologisches Modell der Asse erstellen zu können, ließ die BGE in den Wintermonaten 2019/2020 rund um die Schachtanlage 3D-seismische Messungen durchführen. Dabei wurden auf einer Fläche von rund 37 Quadratkilometern von mehr als 36.000 Punkten Schallwellen in den Boden gesandt. Diese wurden von den unterschiedlichen Gesteinsschichten reflektiert und anschließend an der Tagesoberfläche von sogenannten Geophonen aufgezeichnet. Aus den gesammelten Daten kann ein belastbares 3D-Modell des geologischen Untergrundes erstellt werden und es lassen sich wichtige Erkenntnisse für den Bau des Schachtes Asse 5 sowie des Rückholbergwerks gewinnen. Wie die 3D-Seismik umgesetzt wurde, erklärt ein kurzer Film auf YouTube (externer Link).
Riesige Datenmengen
Maximilian Scholze erläuterte in seinem Vortrag den Weg von den Rohdaten bis hin zu einer verwertbaren Abbildung des geologischen Untergrundes. Insgesamt wurden bei der 3D-Seismik rund 590 Terabyte Rohdaten erzeugt, die im Verlauf der Bearbeitung auf 28 Terabyte reduziert wurden.
Mit Hilfe verschiedener Bearbeitungsmethoden wurden die nutzbaren Signale hervorgehoben, störende Einflüsse Schritt für Schritt entfernt und schließlich ein Abbild des Untergrunds erzeugt. Anhand verschiedener Darstellungen konnten das Publikum miterleben, wie sich ein immer deutlicheres Bild des Untergrundes abzeichnete.
Basis für weitere Modelle
Doch was bedeuten diese Ergebnisse? Dr. Christian Buxbaum-Conradi erläuterte die Interpretation der Daten hin zur Entwicklung eines geologischen 3D-Strukturmodells. Neben den Ergebnissen der 3D-Seismik wird dabei auch auf Ergebnisse verschiedener Tief- und Flachbohrungen von über und unter Tage zurückgegriffen sowie auf die Kartierung der Oberfläche. Das so erzeugte Modell liefert ein belastbares Abbild des gesamten Gebirges im Bereich der Schachtanlage Asse II.
Neben Informationen über den geologischen Aufbau und die darin enthaltenen Strukturen, dient das Modell unter anderem als Basis zur weiteren Erstellung von geomechanischen und hydrogeologischen Modellen. Zusätzlich liefert das Strukturmodell wichtige Erkenntnisse für die Planung und Umsetzung der untertägig zu erstellenden Infrastruktur des Rückholbergwerks.
Unerwartete Erkenntnisse
Als wichtige Erkenntnis bezeichnete Dr. Buxbaum-Conradi, dass die sogenannte Salzumhüllende an beiden Flanken steiler einfällt als vor der Auswertung vermutet. Bei der Salzumhüllenden handelt es sich um den Übergang des Salzgesteins zum darüber liegenden Deckgebirge. Weiterhin taucht die Salzstruktur von Westen nach Osten ab. Neu ist auch, dass sich die Südflanke über die Nordflanke schiebt. Zuvor wurde genau das Gegenteil vermutet.
Abschließend wies der Referent darauf hin, dass die Ergebnisse aus den 3D-seismischen Messungen die Erwartungen übertroffen und ein besseres Verständnis über den Aufbau der Salzstruktur geliefert haben. Gleichzeitig stecke weiteres Potenzial in der Verbesserung der seismischen Abbildung und des aktuellen Modells. Die Daten werden entsprechend kontinuierlich weiterbearbeitet und es werden verschiedene ergänzende Auswertungen vorgenommen. Gezielte Maßnahmen wie zum Beispiel unter- und übertägige Erkundungsbohrungen sowie begleitende geophysikalische Messungen in den Bohrungen werden das Verständnis des Strukturaufbaus der Asse weiter verbessern.
Fragerunde online und vor Ort
Nach Abschluss der Vorträge nutzten Teilnehmer*innen die Möglichkeit, den Referenten ihre Fragen zu stellen.
Für weitere Fragen im Nachgang steht das Team der Infostelle Asse gerne weiterhin zur Verfügung. Nachfragen richten Sie bitte per E-Mail an dialog(at)bge.de.