Das Endlager Konrad nimmt weiter Gestalt an. Immer mehr Räume in 800 bis 850 Metern Tiefe und immer mehr Bauwerke über Tage werden fertig, berichtete der Projektleiter Konrad, Peter Duwe, beim Jahresrückblick auf 2022. Das trifft derzeit für die Anlage am Schacht 1 noch deutlich stärker zu als am Schacht 2. In diesem Jahr soll sich das aber umkehren. Dann startet voraussichtlich der Hochbau wesentlicher Gebäude am Schacht 2.
Insgesamt fiel die Bilanz von Peter Duwe vor mehr als 80 Teilnehmenden überwiegend positiv aus. Der Fertigstellungstermin 2027 werde weiter im Blick behalten, auch wenn er nicht ohne Risiko behaftet sei.
Am Ende der Veranstaltung hat sich gezeigt, dass es zu zahlreichen Aspekten des Endlagers Konrad Fragen gibt. „Wir freuen uns über jede Frage, die uns erreicht und werden auch weiterhin versuchen, mit den Menschen der Region ins Gespräch zu kommen“, sagte der Leiter der Infostelle Konrad, Michael Lohse. Auch Projektleiter Peter Duwe hat sich über die rege Beteiligung sehr gefreut.
Auf Konrad 1 wurden die letzten Gebäude hochgezogen
Mit den neuen Gebäuden für die Wache, das Heizhaus und die Werkstatt ist der Hochbau auf der Anlage am Schacht Konrad 1 abgeschlossen. Wache und Heizhaus werden aktuell in den Regelbetrieb überführt. In der Werkstatt läuft der Innenausbau und die ersten Maschinen werden installiert. Ebenfalls konnte die Einrichtung der zentralen Warte vollendet werden.
Im Maschinenhaus Nord wartet bereits eine neue Fördermaschine darauf, ihren Betrieb aufzunehmen. Zuvor sind aber noch Arbeiten am Förderturm und an der Führungsmechanik für den Förderkorb im Schacht zu erledigen. Mehr dazu im Ausblick 2023.
Auf Konrad 2 stehen die ersten Gebäude
Der sogenannte Betriebshof ist ein Gebäudekomplex aus zwei Gebäuden. Hier sind neben einem Lokschuppen auch eine Halle für eine Friktionswinde zum Seilwechsel für den „Aufzug“ im Schacht gebaut worden sowie ein Werkstattgebäude.
Das im Jahr 2008 für die Zwischenzeit aufgestellte Fördergerüst ist 2022 zurückgebaut worden. Bis der neue Förderturm gebaut ist, sorgt eine Kleinförderanlage für die Seilfahrten nach unter Tage. Diese kommt ohne Fundament um den Schacht 2 aus. Dadurch ist es möglich geworden, die Fundamentreste des alten Fördergerüsts zu entfernen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Neubau. Nicht zuletzt muss die Grubenwasser-Übergabestation genannt werden, die im Jahr 2022 im Rohbau fertiggestellt wurde. Sie ist das erste nach den besonders strengen Regeln des kerntechnischen Ausschusses (KTA) erbaute Gebäude auf Konrad 2. Hier werden später noch Tanks zum Sammeln des Grubenwassers sowie Pump- und Messtechnik eingebaut.
2023 bringt weitere sichtbare Veränderungen
Beim Blick auf das laufende Jahr zeigt sich rasch, welche Herausforderungen beim Bau des Endlagers Konrad noch zu meistern sind. So steht am Schacht Konrad 1 zum Beispiel der Wechsel des inneren Führungsgerüstes an. Das ist die Stahlkonstruktion innerhalb des Schachtes. An dieser Konstruktion sind unter anderem die Führungen (Spurlatten) für den Förderkorb über Tage befestigt, damit dieser vollständig aus der Schachtröhre herausfahren kann. Das vorhandene Führungsgerüst stammt noch aus der Bauzeit des Schachtes in den 1960er Jahren und muss für mindestens 40 weitere Jahre Betriebszeit ausgetauscht werden. Das passiert in der zweiten Jahreshälfte und dauert rund ein halbes Jahr. In dieser Zeit stehen die Förderkörbe auf Konrad 1 still. Es können deshalb unter Tage nur dringend notwendige Arbeiten vorgenommen werden. Die dafür benötigte Belegschaft wird über die kleine Anlage im Schacht Konrad 2 ein- und ausfahren.
Parallel dazu ist geplant am Schacht 2 die Arbeiten am Fundament des neuen Förderturms, dem sogenannten Schachtkeller, zu beginnen. Dabei wird der Lastfall Erdbeben nach den Regelvorgaben des kerntechnischen Ausschusses in die Tragwerksplanung berücksichtigt. Dies geht über die Berechnungsvorgaben des Planfeststellungsbeschlusses hinaus. Mit anderen Worten: Der neue Schacht und seine Anlagen werden – mit Blick auf das aktuelle technische Regelwerk – erdbebensicher gebaut.
Atomrechtliche Vorgaben sind auch beim anstehenden Bau der Umladehalle von entscheidender Bedeutung. Hierzu werden gerade die eingereichten Unterlagen geprüft. Derzeit erfolgen vorbereitende Maßnahmen und die Einrichtung der Baustelle. Die Umladehalle wird am Ende eine Länge von rund 160 Metern haben. Sie ist das zentrale Gebäude des Endlagers Konrad über Tage. Hier kommen die Transporte mit den Behältern an. Die Behälter durchlaufen dann eine Reihe von Prüfschritten nach deren positivem Ergebnis sie ihre letzte Etappe nach unter Tage und bis zu den Einlagerungskammern absolvieren.
Rege Teilnahme in der Info Konrad sowie online
Daneben gab es zahlreiche Fragen zu der Ausführung der Transportstrecken und Funktionsräume des Endlagers unter Tage sowie zu den Einlagerungskammern. Während letztere mit einem bergbautypischen Anker-Maschendraht-Ausbau ausgeführt werden, erfolgt der Ausbau der Transportstrecken und Funktionsräume im zweistufigen Tunnelbauverfahren. Das ist viel aufwendiger, aber notwendig, damit die Bereiche über eine Betriebszeit von rund 40 Jahren ohne größere Nacharbeiten betrieben werden können.
Ein Teil der Fragen, die noch nicht in den „Fragen und Antworten“ auf der Internetseite enthalten sind, werden dort ergänzt. Außerdem werden alle offengebliebenen Fragen der Veranstaltung gesammelt und zeitnah mit Antworten unter dieser Meldung veröffentlicht sowie in den Fragen und Antworten.
Am Ende der Veranstaltung gab es noch Gelegenheit, Themenvorschläge zu nennen. Das möchten die Unternehmenskommunikation und der Fachbereich gerne aufgreifen für die kommenden Veranstaltungen im Rahmen der Betrifft-Reihe. Geplant ist eine Veranstaltung direkt auf der Schachtanlage Konrad 1. Dabei können dann Gäste vor Ort an einer Besichtigungsrunde über das Gelände teilnehmen. Alle Informationen dazu werden frühzeitig im Internet und über unseren lokalen Veranstaltungsverteiler mitgeteilt.
Veranstaltungsreihe Betrifft: Konrad
Die Veranstaltungsreihe „Betrifft: Konrad“ ist ein Forum für interessierte Bürger*innen, um über aktuelle Arbeiten und Fragestellungen mit den Beschäftigten der BGE ins Gespräch zu kommen. Themenvorschläge können gerne an dialog(at)bge.de gesendet werden.
Die offenen Fragen aus der Betrifft: Konrad
Folgende Fragen wurden gestellt, können aus Zeitgründen aber erst im Nachgang der Veranstaltung beantwortet werden:
- Wie läuft in der Zeit des Führungsgerüstwechsels die Seilfahrt und welcher zweite Rettungsweg steht ohne Schacht 1 zur Verfügung?
- Wie ist der aktuelle Stand der Überprüfung der sicherheitstechnischen Anforderungen des Endlagers Konrad nach dem Stand von Wissenschaft und Technik (ÜsiKo)?
- Ist ausgeschlossen, dass die Abluft im Endlagerbetrieb Radioaktivität enthält und wie?
- Gibt es am Lüftergebäude auf Konrad 2 jetzt schon Messgeräte zur Messung von radioaktivem Argon und radioaktiven Staub?
- Wodurch ist sichergestellt, dass – mit Blick auf die geplanten Verfüllmaßnahmen der Einlagerungskammern – keine Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) – landläufig Betonkrebs eintritt?
- In einem Bericht zu den Asse-Abfällen der BGE werden "augenscheinlich" die Endlagerbedingungen Konrad herangezogen. Dort leitet man "Restriktivste Grenzwerte in Becquerel für das Endlager Konrad" ab und bewertet dann die Asse-Abfälle und welche Nuklide diese Grenzwerte überschreiten. Warum ist das so?
- Wann kann, aus heutiger Sicht, das erste Gebinde entgegengenommen werden? Wann beginnt die Einlagerung?