Asse

Ursachenforschung Lösungszutritt Asse – ein Zwischenstand

09. März 2023: An der Hauptauffangstelle Asse kommt weniger Salzlösung an als im langjährigen Durchschnitt. Die BGE-Expert*innen haben erste Hinweise für mögliche Ursachen. Eine interne Expertengruppe soll weitere Untersuchungen planen.

Seit einigen Wochen kommt weniger Salzwasser an der Hauptauffangstelle der Schachtanlage Asse II an. Darüber hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) erstmals am 9. Februar 2023 berichtet. Die BGE-Expert*innen forschen weiter nach den Ursachen für diese Veränderung. Hierfür wurde eine interne Expertengruppe eingerichtet. Sie besteht aus Fachkolleg*innen des Bergwerksbetriebs, der Notfallplanung und der Geologie. Auch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Niedersachsen ist eng in den Austausch eingebunden. Erste Erkenntnisse liegen vor, geben aber noch kein konsistentes Bild von der derzeitigen Situation.

Erste Erkenntnisse im Bereich der Hauptauffangstelle

Als eine der ersten Maßnahmen hatte die BGE am 14. Februar 2023 damit begonnen, gezielt Lösungen aus dem Abbau 3 auf der 658-Meter-Ebene abzupumpen. Bis zum 6. März 2023 wurden im Durchschnitt rund 20 Kubikmeter pro Tag abgepumpt. Hier handelt es sich um Mengen, die nicht gleichzusetzen sind mit dem täglichen Zulauf.

Innerhalb des verfüllten Abbaus 3 liegt eine dicke Folie, vergleichbar einer Teichfolie. Über diese wird die Zutrittslösung entlang des Gefälles der Folie über Drainagerohre zum Abbauzugang geleitet. Durch Setzungsprozesse des Salzversatzes unterhalb der Folie weist die Folie mittlerweile an mindestens einer Stelle eine Vertiefung (Senke) auf (siehe Zeichnung). In dieser können sich Lösungen sammeln. Bergleute sprechen hier von Standlösungen. Wird unterstellt, dass im angegebenen Zeitraum weiterhin im konventionellen Betrieb täglich rund 12 Kubikmeter aufgefangen worden wären, ist von rund 190 Kubikmeter Standlösung auszugehen, die zusätzlich abgepumpt wurden. Ob sich in weiteren Vertiefungen noch mehr Standlösung befindet, ist derzeit nicht bekannt.

Im konventionellen Betrieb leiten Drainagerohre die aufgefangenen Lösungen in Richtung eines Speicherbeckens vor dem Abbau 3. Am 23. Februar 2023 wurde eines dieser Drainagerohre bis zu einer Tiefe von rund 25 Metern mit einer Kamera untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass der tiefste Punkt der Verrohrung bei rund 13 Metern liegt. Dies bestätigt die Vermutung, dass sich durch Setzungen des eingebrachten Materials eine Vertiefung gebildet hat, in der sich die oben genannten Standlösungen sammeln können.

Da der Abbau 3 fast vollständig verfüllt ist, gibt es keinen unmittelbaren Zugang zu weiten Teilen der Folie und den Drainagerohren. Nur ein kleiner Teil des zur Stabilisierung eingebrachten Materials im Bereich des Abbauzugangs konnte entfernt werden. In diesem Bereich wurden keine Schäden an der Folie festgestellt. Die Entnahme größerer Mengen ist derzeit nicht möglich, da die Sicherheit des Arbeitsbereiches nicht gewährleistet werden könnte.

Weitere Untersuchungsergebnisse

Die laufenden Messungen zeigen weiterhin erhöhte Fassungsraten im Bereich der Gleitbogenausbaustrecke auf der 725-Meter-Ebene. Hiervon sind insbesondere Bereiche betroffen, an denen auch schon in der Vergangenheit zeitweise erhöhte Lösungsmengen aufgefangen wurden. Ein Zusammenhang zwischen den geringeren Fassungsmengen an der Hauptauffangstelle und den erhöhten Fassungsmengen auf der 725-Meter-Ebene wird vermutet. Weitere Messstellen in diesem Bereich liegen unverändert auf niedrigem Niveau. Insgesamt liegt die aufgefangene Lösungsmenge im Erfahrungsbereich der vergangenen Jahre.

Weiterhin zeigen die Ergebnisse derzeit keine Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung der Lösung. Auch ist derzeit nicht davon auszugehen, dass erhöhte Lösungsmengen auf die 750-Meter-Ebene gelangen, wo ein Großteil der radioaktiven Abfälle liegt. Die Messstellen, insbesondere im Bereich der im Jahr 2017 verfüllten 2. südlichen Richtstrecke nach Westen vor den Einlagerungskammern, sind unauffällig.

Derzeit keine Anzeichen für einen Notfall

Der sich verändernde Lösungszutritt ist derzeit technisch beherrschbar. Die Ursachenforschung bringt allerdings technische Herausforderungen mit sich. In der eingerichteten Expertengruppe werden nun weitere Erkundungsprogramme diskutiert. Unter anderem ist eine erneute Untersuchung des Drainagerohrs geplant. Da das Rohr jedoch stark deformiert ist, muss dafür erst geeignetes Equipment beschafft werden.