In der ersten Ausgabe der „Betrifft: Morsleben“ in diesem Jahr informierten Werksleiter Frank-Holger Koch und Matthias Mohlfeld, Abteilungsleiter Stilllegung Morsleben, die rund 80 Teilnehmenden via YouTube und Zoom über das Geschehen auf dem Betrieb und im Projekt Stilllegung. Die Arbeiten rund um das Endlager Morsleben sind jahresübergreifend geprägt von vorbereitenden Maßnahmen für die Stilllegung. Hier finden Sie die Präsentation (PDF, 7,2 MB, nicht barrierefrei) zu der Veranstaltung und hier geht es zur Aufzeichnung auf YouTube (externer Link).
Dr. Thomas Lautsch, technischer Geschäftsführer der BGE, zeigte in seiner Begrüßung die besondere Vorbildfunktion des Projekts Morsleben bezüglich der Stilllegung eines atomrechtlich genehmigten Endlagers auf: „Es ist das erste Endlager, das geschlossen werden wird. Die Schließung eines Endlagers zu demonstrieren ist eine Herausforderung.“ In diesem Sinne wird 2022 auch ein besonderes Jahr für die BGE. Sie errichtet seit Jahren wieder ein Demonstrationsbauwerk für eine Streckenabdichtung. „Damit arbeitet die BGE am kritischen Pfad für die Stilllegung, nämlich am Nachweis der Funktionsfähigkeit der Abdichttechnologie.“ so Lautsch.
Neuorganisation Betrieb Morsleben zur Vorbereitung Stilllegung
Das Thema Stilllegung hat auch den Betrieb Morsleben im vergangen Jahr in seiner Organisation nachhaltig verändert. So berichtet Werksleiter Frank-Holger Koch von der Schaffung einer neuen Gruppe „Vorbereitung Stilllegung“. Die neue Gruppe hat die Aufgabe, die Stilllegungsbereitschaft für das Endlager Morsleben bis zum erwarteten Erhalt der Stilllegungsgenehmigung im Jahr 2028 herzustellen. „Zu den Aufgaben dieser neuen Organisationseinheit gehören unter anderem die Vorbereitung des Demonstrationsbauwerks im Anhydrit und der Neubau des Verwaltungsgebäudes.“ erklärte Koch.
Erneuerung der betrieblichen Infrastruktur prägte die betrieblichen Arbeiten abseits der Stilllegungsplanung
Neben den jährlich wiederkehrenden Aufgaben, wie zum Beispiel die Wartung und Instandhaltung der technischen Anlagen des Betriebes, prägten Modernisierungsmaßnahmen das Geschehen im Endlager Morsleben. So berichtete Frank-Holger Koch von der Fortsetzung der Arbeiten zur Erneuerung der Zaun- und Werksbeleuchtung sowie der Speicherprogrammierbaren Steuerung in der zentralen Warte. Gründe für die Modernisierung sind die Änderung von technischen Standards sowie der Mangel an Ersatzteilen aufgrund des Alters der Anlagen.
Betriebliche Schwerpunktaufgaben für 2022
Im zweiten Teil des Vortrages gab Koch einen Ausblick auf die betrieblichen Schwerpunktaufgaben für 2022. Dazu zählen der Beginn der Baumaßnahmen für ein energetisch nachhaltiges Verwaltungsgebäude mit Platz für 75 Büroarbeitsplätzen. Und auch die Planungen für die Modernisierung der Schachtförderanlage Marie gehören dazu. „Grund für die Erneuerung ist, dass zentrale Komponenten veraltet sind – insbesondere der Fördermotor stammt aus dem Jahr 1944. Damit sind langfristige Anforderungen an die Stilllegung nicht erfüllbar.“ erklärte Koch.
Erreichung von Meilensteinen bei der Aktualisierung der Planunterlegen
Die Abteilung Stilllegung Morsleben arbeitete auch im vergangenen Jahr intensiv an der Aktualisierung der Verfahrensunterlagen der Genehmigungsplanungsphase für die Stilllegung. „Wir haben im Juli 2021 die Vorprüfversion der Verfahrensunterlage zum regulatorischen Rahmen beim Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (MWU) eingereicht, haben dazu eine Rückmeldung erhalten und sind jetzt in der Schlussredaktion“, so Matthias Mohlfeld. In dieser Verfahrensunterlage wird, nach Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde, der für die Stilllegung und die Bewertung der Sicherheit zu Grunde zu legende regulatorische Rahmen zusammengestellt. Weitere Meilensteine in der Projektarbeit waren die Aktualisierung der Unterlagen zur Standortortbeschreibung und der Beschreibung des Grubengebäudes, die mit Stand Dezember 2021 als Grundlage für alle weiteren Planungs- und Bewertungsschritte festgeschrieben wurde.
Methodenwechsel bei Bewertung und Prognose der Stilllegungsmaßnahmen
Matthias Mohlfeld hob noch einmal hervor, dass 2021 ein wesentlicher Methodenwechsel bei der Bewertung und Prognose der Stilllegungsmaßnahmen vollzogen wurde. „Wir agieren nicht mehr mit Anforderungen an Maßnahmen oder Bauwerke, die wir in vielen tausenden Jahren unterstellen, sondern ermitteln direkt nach der Herstellung die Eigenschaften unserer Maßnahmen und bewerten die Entwicklung dieser Eigenschaften unter der Annahme von möglichen Entwicklungen des Endlagersystems“ erklärte Mohlfeld. Die Umsetzung dieses Methodenwechsels zeigt sich in dem von Matthias Mohlfeld gegebenen Ausblick auf das Jahr 2022. Dieser ist bestimmt von der Planung und Umsetzung von drei Demonstrationsbauwerken für Streckenabdichtungen. Für die Stilllegung des Endlagers Morsleben sind Streckenabdichtungen im Anhydrit- und Salzgestein vorgesehen. Mit der Errichtung von auf Demonstrationsbauwerken in diesen Gesteinen belegt die BGE die Eigenschaften und Funktionalität der vorgesehenen Abdichtungen. Für die schnellere Realisierung des Vorhabens vergibt die BGE den Bau von zwei Demonstrationsbauwerken an externe Dienstleister außerhalb des Endlagers Morsleben. Neben den Demonstrationsbauwerken wird auch die Aktualisierung der Planunterlagen das Projektgeschehen in 2022 bestimmen. Die BGE plant insgesamt 12 Verfahrensunterlagen als Vorprüfversion bei der Genehmigungsbehörde vorzulegen.
Publikum beteiligt sich mit vielen Fragen
Das Angebot zum Dialog wurde im Anschluss an die Vorträge von einem Teil der Teilnehmer*innen umfassend genutzt. Diese stellten hauptsächlich Fragen zu den Demonstrationsbauwerken. Alle gestellten Fragen und Antworten finden Sie in Kürze auf der Seite „Fragen und Antworten“.
Stefan Studt, Vorsitzender der Geschäftsführung der BGE, fand in seinem Schlusswort viele positive Worte für das Interesse der Teilnehmer*innen an den Gesamtthemen der BGE: „Ihre Fragen, die immer einen fachlich-interessierten Hintergrund haben, helfen uns auch, immer wieder zu reflektieren, ob unsere Ansätze richtig sind und ob wir weit genug gedacht haben. Sie wissen, dass wir unter dem Logo des wissenschaftsbasierten, aber auch des lernenden Verfahrens agieren. Daher danke ich Ihnen für diese Art Ihrer Beteiligung.“ Er wünschte allen, dass es bald wieder möglich ist, vergleichbare Formate vor Ort durchzuführen. Denn der momentan fehlende persönliche Austausch und Kontakt sind wichtig für die kritische Begleitung der Aufgaben der BGE durch die Öffentlichkeit.