Das Ergebnis der ersten Phase der Überprüfung der sicherheitstechnischen Anforderungen des Endlagers Konrad (ÜsiKo) hat eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die nun in der zweiten Stufe der ÜsiKo weiter bearbeitet werden sollen.
Die zweite Phase der ÜsiKo läuft seit Mitte 2020. Nun hat die BGE drei weitere Arbeitspakete über öffentliche Ausschreibungen an externe Auftragnehmer*innen vergeben. Vergeben wurden folgende Arbeitspakete:
- Arbeitspaket 2: Durchführung einer Mensch-Technik-Organisations-Analyse
- Arbeitspaket 6: Betrachtung des Transports radioaktiver Stoffe (Radionuklide) in der Langzeitsicherheitsbetrachtung
- Arbeitspaket 8: Neuberechnung der Auswirkungen auf die Bevölkerung aufgrund geänderter Berechnungsgrundlagen (Störfallplanungswerte)
Wechselwirkungen von Mensch-Technik-Organisation (MTO)
Eine MTO-Analyse ist eine neuere Art einer ausführlichen und detaillierten Betrachtung der Faktoren Mensch, Technik und Organisation und deren wechselseitige Abhängigkeiten und Beeinflussung. Innerhalb der MTO-Analyse werden in mehreren Schritten vorstellbare Fehlerquellen der drei Faktoren analysiert. Weiter wird betrachtet, wie sich unterstellte Fehler auf das Gesamtsystem auswirken könnten.
Nachdem in einem ersten Schritt, ein Konzept zur MTO-Analyse erstellt wurde, sind jetzt in einer weiteren öffentlichen Ausschreibung die Arbeiten zur Umsetzung einer konkreten MTO-Analyse an die DMT GmbH & Co. KG mit den Unterauftragnehmern MTO Safety GmbH (externer Link) und ENCOS GmbH & Co. KG (externer Link) vergeben worden.
Störfallplanungswerte und Transport radioaktiver Stoffe
Für Schäden, die durch die technische Auslegung des Endlagers nicht ausgeschlossen werden können, wurde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens eine potenzielle Strahlenbelastung (Exposition) für die Bevölkerung berechnet. Diese nennt man Störfallplanungswerte. Zum Vergleich werden entsprechende Werte auf Basis aktueller Grundlagen berechnet. Diese Arbeiten werden von der Brenk Systemplanung GmbH (externer Link) umgesetzt.
Ähnlich ist es bei den Betrachtungen zur Langzeitsicherheit. Hier ist von besonderem Interesse, unter welchen Umständen sich radioaktive Teilchen (Radionuklide) in den Abfällen aus dem Endlagersystem ausbreiten können und welche Auswirkungen das auf Menschen und die Umwelt haben könnte. Drei Aspekte sind dabei zentral: Zunächst wird die Ausbreitung der radioaktiven Teilchen in Form von Gasen im Grubengebäude und umgebenden Gestein weiter untersucht. Ein anderer Aspekt ist der Einfluss kleinster Teilchen im Grundwasser (Kolloide), die radioaktive Teilchen binden können. In einem dritten Aspekt wird das Rückhaltevermögen der Gesteine der Unterkreide auf radioaktive Jod-Teilchen genauer untersucht, die sich im sogenannten Unterkreidepfad bewegen könnten. Die GRS gGmbH (externer Link) wird sich mit diesen Aspekten auseinandersetzen.
Am Ende stellen die Wissenschaftler*innen ihre Befunde in einem Abschlussbericht zusammen. Die Abschlussberichte werden am Ende der Phase 2 der ÜsiKo veröffentlicht und fachlich diskutiert.
Eine umfangreiche wissenschaftliche Überprüfung
Als verantwortungsvoller Betreiber führt die BGE vor der Inbetriebnahme eine Überprüfung der sicherheitstechnischen Anforderungen des Endlagers Konrad nach dem Stand von Wissenschaft und Technik durch. Die ÜsiKo begann im Frühjahr 2016 mit einem öffentlichen Workshop. Anhand der in der ersten Phase festgestellten sicherheitsrelevanten Überprüfungsbedarfe und weiterer Hinweise sind dann die Arbeitspakete für die Phase 2 zusammengestellt und ausgeschrieben worden. Insgesamt werden in Phase 2 neun Arbeitspakete mit allen sicherheitsrelevanten Fragestellungen aus der Phase 1 bearbeitet. Diese Arbeiten werden voraussichtlich bis Mitte des Jahres 2024 andauern.
Die Arbeiten der externen Auftragnehmer*innen wurden auch in der Phase 2 der ÜsiKo im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens mit einer offenen Möglichkeit zur Teilnahme vergeben. Sie werden darüber hinaus unabhängig wissenschaftlich begleitet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Auftragnehmer*innen nach den Grundsätzen akademischer Forschung unabhängig arbeiten und den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik berücksichtigen können.
Mit dem Vorgehen aus Veröffentlichung und Diskussion der Ergebnisse, öffentlicher Vergabe der Aufträge und der unabhängigen wissenschaftlichen Begleitung folgt die ÜsiKo den Grundsätzen der Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Offenheit und Peer Review.