Endlager Konrad

Fertigungsende für erstes Endlagerfahrzeug

15. Juli 2021: 25 Plateauwagen sind fertiggestellt. Im Endlager Konrad transportieren sie im Einlagerungsbetrieb die Behälter mit radioaktiven Abfällen. Qualität spielte bei der Fertigung eine besondere Rolle.

Nachdem im September 2020 der erste Plateauwagen vom Band der Firma Hubtex gerollt ist, wurden in den vergangenen Monaten 24 weitere gefertigt und abgenommen. Der Wagenpark ist mit 25 Stück nun vollständig. Der gleisgebundene Plateauwagen dient als innerbetriebliches Transportmittel im späteren Einlagerungsbetrieb und wird über und unter Tage eingesetzt. Während der Fertigstellung konnte die BGE weitere Erfahrungen sammeln, die sie für die Produktion weiterer Endlagerfahrzeuge in den kommenden Jahren nutzen kann.

Gefertigt, geprüft und genehmigt

Die Fertigung erfolgte im Zeitplan - trotz einer coronabedingten Quarantänemaßnahme beim Hersteller und einer notwendigen Änderung der Vorprüfunterlagen (VPU, siehe Faktenbox).

Die finale Abnahme der produzierten Plateauwagen ist das Ergebnis mehrerer Prüfschritte: Die BGE hat den Bau während des Fertigungsprozesses vor Ort begleitet. Die Prüfung der Schweißnahtvorbereitungen und der Schweißnähte erfolgte in wöchentlichen Abständen über einen unabhängigen Sachverständigen vom TÜV Hessen. Ein Sachverständiger der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), genehmigte die Inbetriebnahme der Plateauwagen. Ein Bestandteil dieser finalen Prüfung war ein Funktionstest. Für diesen Zweck standen Original-Konradcontainer, die Nachbildung einer Tauschpalette für Fassgebinde sowie ein extra dafür aufgebauter Gleisabschnitt zur Verfügung. Das Ergebnis: Alle Plateauwagen sind erfolgreich in den Betrieb gesetzt worden.

Und was passiert bis zum Einlagerungsbeginn 2027?

Gemäß den Betriebsvorgaben werden die Plateauwagen gewartet, instandgehalten und wiederkehrend geprüft. Bis sie aber im Endlager Konrad zum Einsatz kommen, werden sie beim Hersteller gelagert. Eine letzte Prüfung haben die Plateauwagen aber noch vor sich. Kurz vor Einlagerungsbeginn testet die BGE sie noch einmal im kompletten Betriebsablauf des Endlagers Konrad – gemeinsam mit allen anderen Anlagen, Systemen und Komponenten für die Endlagerung.

Weitere Endlagerfahrzeuge befinden sich bereits in Planung oder Fertigung. So werden das Stapelfahrzeug, mit dem die Abfallgebinde unter Tage in die Einlagerungskammern eingestapelt werden, und das Seitenstapelfahrzeug, mit dem die Abfallgebinde über Tage in der Pufferhalle in die Regale eingestellt werden, bereits gefertigt. Einer der 25 Plateauwagen wird hierbei eine besondere Rolle spielen: Er dient für Testläufe bei der anschließenden Erprobung des Seitenstapelfahrzeugs. Der Fertigungsbeginn des Portalhubwagens, mit dem die Gebinde in der untertägigen Umladestation vom Schachttransport auf den Transportwagen umgeschlagen werden, und des Transportwagens selbst ist ebenfalls für dieses Jahr vorgesehen. Die Werksabnahme des letzten Fahrzeugs ist voraussichtlich für das Jahr 2024 geplant.

Für die Fertigung der weiteren Fahrzeuge sind die gesammelten Erfahrungen zum Plateauwagen hilfreich – sei es die Zusammenarbeit mit Sachverständigen und externen Prüfern, alltägliche organisatorische Aufgaben oder der Umgang mit notwendigen Änderungen der VPU.


Faktenbox: Vorprüfpflichtige Unterlagen (VPU)

Alle Unterlagen für die Fertigung von Anlagen, Systemen und Komponenten (ASK), die später im Endlagerbereich eingesetzt werden, werden einer Vorprüfung unterzogen. Das BASE prüft und genehmigt dabei die erforderlichen Unterlagen, wie zum Beispiel Pläne, Zeichnungen und Berechnungen hinsichtlich der Festlegungen des Planfeststellungsbeschlusses. Beispiele für ASK sind Fahrzeuge, Krananlagen oder auch die Schachtförderanlage.

Für die Fahrzeuge ist die VPU also die Grundlage für die Fertigung und beinhaltet neben konkreten Komponentenbeschreibungen und Spezifikationen auch erforderliche Prüf- und Abnahmeschritte. Im Fall der Fertigung der Plateauwagen war zwischendurch eine Änderung der VPU unumgänglich, da ursprünglich vorgesehenes Material nicht mehr verfügbar war.