Auf der Schachtanlage Konrad 2 schreiten die Hoch- und Tiefbauarbeiten für das Endlager Konrad stetig voran. Der Neubau des Förderturms und der dazugehörenden Einrichtungen markiert neben der Umladehalle das größte Bauprojekt. Die Arbeiten sollen den Baustellenbetrieb unter Tage jedoch so wenig wie möglich einschränken. Um unter Tage arbeiten zu können, muss aber außer der Seilfahrtanlage Konrad 1 aus Sicherheitsgründen auch immer eine Seilfahrtanlage im Schacht 2 betriebsbereit sein. Diese Rahmenbedingungen stellen für die Planungsingenieur*innen der BGE eine besondere Herausforderung dar und erfordern ungewöhnliche Schritte bei der Errichtung des neuen Förderturms samt Seilfahrtanlage.
Denn wie kann eine Seilfahrtanlage im Schacht betrieben werden, wenn gleichzeitig die alte Schachthalle und das Fördergerüst abgerissen werden und anschließend das Fundament (auch Schachtkeller genannt) für den neuen Förderturm gebaut wird? Die Lösung: Die Fachleute verlegen das Fördergerüst der Seilfahrtanlage des Schachtes Konrad 2 in den Schacht hinein. Und zwar 16 Meter unterhalb der Tagesoberfläche oder wie die Planer*innen sagen: „Geländeoberkante“. Nur der Teil der Konstruktion mit dem Motorantrieb und der Seiltrommel wird noch etwa neun Meter aus dem Schacht herausragen.
Minus-16-Meter-Ebene
Normalerweise befindet sich 16 Meter tief im Schacht 2 nur das umgebende Schachtmauerwerk. Nach oben und unten ist nichts, bis in 850 Meter Tiefe. Dort unten warten der Zugang ins Bergwerk und eine Arbeitsplattform für die Bauarbeiten an der untertägigen Umladestation. Zwischen diesem Punkt und der Tagesoberfläche pendelt der Förderkorb und bringt die Bergleute zu ihrer Baustelle im und am Schacht 2. Alle anderen Kolleg*innen fahren über Schacht 1 ins Bergwerk.
Das wäre prinzipiell auch für die Baumannschaft der Umladestation möglich, trotzdem wird eine Seilfahrtanlage im Schacht 2 benötigt. Sie dient als Rettungsweg, falls die Anlage im Schacht 1 ausfällt. Aus diesem Grund bauen die Bergleute die Plattform in 16 Metern Tiefe im Schacht 2. Von dort aus kann der Förderkorb nach der Errichtung weiter betrieben werden und seinen Weg in die Tiefe nehmen.
Viele Arbeiten finden gleichzeitig statt
Viele Arbeiten über und unter Tage müssen parallel laufen, damit die Bauzeit des Endlagers sich nicht unnötig lange hinzieht - sämtliche Bauabläufe müssen daher gut aufeinander abgestimmt werden. So können auf dem Gelände von Konrad 2 gleichzeitig vorbereitende Arbeiten an der Umladehalle stattfinden, während ein Stück weiter vorne die Grubenwasserübergabestation und weiter hinten der Betriebshof gebaut werden. Obendrauf kommen nun die vorbereitenden Arbeiten für den neuen Förderturm.
Dazu muss neben dem Ausbau der Seiltrommeln und Antriebe für den Förderkorb sowie einer Arbeitsbühne auch der Abriss der alten Schachthalle erfolgen. Sie ist das letzte auf dem Gelände verbliebene Gebäude aus der Zeit des Erzbergbaus auf Konrad. Damit sich die Arbeitsmannschaften nicht gegenseitig im Wege stehen und bei den Arbeiten behindern, werden die Baustellen bestmöglich koordiniert. Die Planung der Einsätze der verschiedenen Baufirmen und der eigenen Mitarbeiter*innen stellt dabei den schwierigsten Teil dar.
Seilfahrtanlage ohne Förderturm
Der temporäre Förderturm, der im Jahr 2008 für die Arbeiten im Schacht Konrad 2 aufgebaut wurde, wird nach der Inbetriebnahme der Minus-16-Meter-Ebene demontiert. Er hat seinen Dienst getan und wird in ein paar Jahren durch eine große Turmförderanlage ersetzt. Die Planungen für den Bau der neuen Anlage sind seit der Vergabe im vergangenen Jahr bereits weit vorangeschritten.
Einzig der Betrieb einer dreigeschossigen Arbeitsbühne, die für Arbeiten am Schachtmauerwerk oder für den Einbau von Versorgungsleitungen gebraucht wird, muss unterbrochen werden. In dieser Zeit wird eine leichtere Bühne für Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten eingesetzt. Für die Wiederinbetriebnahme der Arbeitsbühne arbeiten die Ingenieur*innen bereits an der Planung für einen weiteren Zwischenschritt. Die Bühne wird später von einer Konstruktion im neuen Förderturm betrieben. Sie soll auch für die Montage der Führungsschienen für den neuen Förderkorb eingesetzt und anschließend demontiert werden.